Schon vor drei Jahren, am 21. März 2021, trennte sich die Internationale Raumstation (ISS) von einem Batteriepaket mit einem Gewicht von etwa 2600 Kilogramm. Nichts Ungewöhnliches, wäre da nicht ein Bericht des Deutschen Weltraumlagezentrums, den die deutsche „Bild“ zitiert. Analysen des Zentrums hätten gezeigt, dass Teile des vier Meter großen Pakets den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre entgegen ursprünglichen Annahmen der Nasa überstehen und auf der Erdoberfläche einschlagen könnten.
Kommentar von Thomas Golser
Die Boulevardzeitung schreibt von einem „Batterieregen“ und zeigt eine Karte mit Regionen in Deutschland, „in denen Sie in Deckung gehen sollten“. Denn die Flugbahn um den Zeitpunkt des berechneten Wiedereintritts am Freitag führt das Objekt mehrmals über deutsches Bundesgebiet.
Europas früherer Raumfahrtchef Jan Wörner hält die Gefahr durch Trümmerteile allerdings für gering. „Batterien brennen sehr gerne. Ich gehe davon aus, dass das Paket nahezu komplett in der Atmosphäre verglüht“, sagte Wörner der Deutschen Presse-Agentur. „Vielleicht sieht man das Zerlegen ja als schöne Sternschnuppe.“ Ein Treffer auf bewohntem Gebiet sei unwahrscheinlich.
Recherchen der Kleine Zeitung zeigen immerhin, dass auch Österreich betroffen sein könnte. Am Donnerstagabend flog das Objekt über Kärnten und die Steiermark. Der Korridor für (extrem unwahrscheinliche) Einschläge betrug plus/minus 35 Kilometer Abweichung von der Flugbahn.
Nur wenige Sekunden über Österreich
Einen Helm brauchten wir allerdings nicht. „Nein“, beruhigte am Donnerstag schon Michael Steindorfer, der sich am Institut für Weltraumforschung auch mit Weltraumschrott beschäftigt, auch wenn er bestätigt, dass die Flugbahn über Österreich führte, aber: „Eine Erdumrundung dauert ungefähr 1,5 Stunden, über Österreich ist das Objekt also nur wenige Sekunden.“ Zwar sei die genaue Eintrittszeit – und damit auch der Ort – schwer vorhersagbar, aber die für Österreich potenziell relevante Umrundung befinde sich ganz am Rand des möglichen Zeitfensters.
Zudem sei nicht gesagt, dass das Objekt nicht vollständig in der Atmosphäre verglüht. Meistens wäre das der Fall, zudem würden die meisten Objekte im Meer landen. Das ist auch hier wahrscheinlich. Dass tatsächlich etwas auf die Steiermark oder auf Kärnten stürzt, hält der Forscher für „sehr unwahrscheinlich“.
Auch bei der Austro Control, der österreichischen Zivilluftfahrtbehörde, sieht man keinen Grund zur Beunruhigung. Einschränkungen für den Flugverkehr gibt es nicht.