Hitzeinseln in europäischen Städten erhöhen die Sterberate an Extremhitzetagen um 45 Prozent. An extrem kalten Tagen reduzieren die Hitzeinseln die Sterblichkeit hingegen im Schnitt um sieben Prozent, wie eine Studie aus Lausanne zeigt. Der Hitzeinsel-Effekt führt dazu, dass sich Städte stärker aufheizen als ländliche Gebiete. Auslöser dafür sind verschiedene Eigenheiten von Städten, teilte die Eidgenössische Technische Hochschule Lausanne (EPFL) am Dienstag mit.
Versiegelte Böden als Hauptgrund
Gründe sind etwa versiegelte Böden, schlechte Luftzirkulation wegen der vorhandenen Gebäuden, ein Mangel an Vegetation, und zusätzliche Wärme, die durch Verkehr, Industrie und Heizungen erzeugt wird. „Unsere Studie zeigt, dass Hitzeinseln kein Komfortproblem sind, sondern erhebliche Gesundheitskosten verursachen, beispielsweise durch höhere Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Risiken, die die Lebenserwartung verringern“, wurde Studienleiter Gabriele Manoli in einer Mitteilung der EPFL zitiert.
Der EPFL-Forscher Manoli analysierte zusammen mit Forschenden aus London und Singapur Hitzeinseln in 85 Städten in Europa zwischen 2015 und 2017. Zu den untersuchten Städten gehörten auch Genf, Zürich und Basel. Die Resultate wurde im Fachmagazin „Nature Communications“ publiziert. Dabei stellten sie Daten und Simulationen zusammen, um sowohl die durch Hitzeinseln im Sommer verursachten Schäden als auch den Schutz, den sie während Kälteeinbrüchen im Winter bieten, zu bewerten.
An den heißesten Tagen in den Untersuchungsjahren verursachten diese städtischen Hitzewellen im Schnitt je einen zusätzlichen Todesfall pro 400.000 Einwohnerinnen und Einwohner, wie die Analyse zeigte. Dies im Kontrast zu einer Reduktion von einem Todesfall pro zwei Millionen Einwohnerinnen und Einwohner pro Tag an extrem kalten Tagen.
Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Städten waren dabei aber signifikant. Während in Städten in heißeren Regionen wie in Spanien der negative Effekt der sommerlichen Hitzeinseln größer war, war in kälteren Regionen wie in Finnland der positive Effekt der Hitzeinseln im Winter größer. In Genf verursachten die städtischen Hitzeinseln laut der EPFL jährlich vier zusätzliche hitzebedingte Todesfälle pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner, verhinderten aber 3,4 kältebedingte Todesfälle.
Die Forscherinnen und Forscher bezifferten die Kosten für die städtischen Hitzeinseln auf jährlich durchschnittlich 192 Euro pro Stadteinwohnerin oder Stadteinwohner. Dies sei vergleichbar mit den Kosten für die Luftverschmutzung oder mit dem Preis, den Bewohner für öffentliche Verkehrsmittel zahlten, hieß es von der EPFL.
Auch eine Kostenfrage
Die Nettokosten der Hitzeinseln betragen laut der Studie in Genf 20,7 Euro pro erwachsenem Einwohner und Jahr. Die Hitzewellen im Sommer verursachen Kosten von 155 Euro, die geringere Kälte im Winter spart 134 Euro. In Triest in Italien betrugen die Nettokosten 184,4 Euro. Im finnischen Helsinki spart der Hitzeinseleffekt laut der Studie sogar Geld: Pro Einwohnerin und Einwohner werden demnach 113,9 Euro gespart.
„Unsere Studie zeigt, dass die Auswirkungen von Hitzeinseln von Stadt zu Stadt und von Jahreszeit zu Jahreszeit sehr unterschiedlich sind. In Zukunft werden sich politische Entscheidungsträger bei ihren Entscheidungen auf diese konkreten Informationen stützen können“, sagte Manoli.