Ein 33-jähriger Mann steht in Frankreich unter dem Verdacht, seine Frau und die vier gemeinsamen Kinder getötet zu haben. Der Mann sei unweit des Tatorts in Meaux kurz vor dem Haus seines Vaters festgenommen worden, hieß es am Dienstag aus Polizeikreisen. Demnach war der Mann bereits wegen innerfamiliärer Gewalt und psychischer Störungen bekannt.
Die Kriminalpolizei von Versailles leitete nach eigenen Angaben eine Untersuchung wegen Mordes an Minderjährigen unter 15 Jahren und Mordes durch einen Partner ein. Der mutmaßliche Täter sei noch nicht einvernommen worden, sagte der örtliche Staatsanwalt Jean-Baptiste Bladier. Er habe der Polizei gegenüber aber geäußert, er wisse, „warum er festgenommen worden“ sei. Zudem habe er den Beamten „von seiner Unzufriedenheit und seinen Depressionen“ erzählt. Zudem wies der mutmaßliche Täter Verletzungen an der Hand auf.
Behörden hatten die Leichen einer 35-jährigen Frau und ihrer Kinder im Alter von neun Monaten sowie vier, sieben und zehn Jahren am Christtag in ihrer Wohnung in Meaux nahe Paris gefunden, wie Staatsanwalt Bladier erklärte. „Die Wohnung zeigte keine Anzeichen für einen Einbruch und der Vater war nicht anwesend.“ Die Beamten hätten auf einen Hinweis besorgter Verwandter gehandelt. Nachbarn berichteten demnach der Polizei von Schreien im Erdgeschoß in der Nacht auf den 25. Dezember.
„Sehr gewalttätiger Tatort“
Nach der Alarmierung durch die Nachbarn brachen Polizisten den Angaben zufolge durch ein Schlafzimmerfenster in die Erdgeschosswohnung ein. Dort hätten sie einen „sehr gewalttätigen Tatort“ vorgefunden. Aus Polizeikreisen hieß es, dass die Mutter im Flur gelegen habe. Die Kinder seien tot in ihren Zimmern, in der Küche und im Badezimmer aufgefunden worden. Dem Staatsanwalt zufolge erlitten die Frau und die beiden Mädchen „eine sehr hohe Anzahl an Messerstichen“. Die beiden jüngeren Buben seien möglicherweise erstickt worden.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft war der Familienvater seit 2017 wegen Depressionen und psychotischem Verhalten in Behandlung. 2019 war er schon einmal festgenommen worden: Damals hatte er seiner schwangeren Freundin ins Schulterblatt gestochen und anschießend versucht, sich selbst zu töten. Die Frau habe sich aber geweigert, Anzeige gegen ihren Partner zu erstatten. Nach diesem Angriff unterzog sich der Mann laut Staatsanwalt erneut einer Behandlung, die Ermittlungen wurden eingestellt. Das Paar, das sich bereits aus der Schulzeit kannte, heiratete schließlich.
„Sie hat mit allen gesprochen“
Meaux liegt rund 45 Kilometer östlich von Paris. Am ersten Weihnachtsfeiertag legten zahlreiche Menschen Blumen vor der Wohnung der Familie ab. Die Frau sei freundlich gewesen, sagte ein 69-jähriger Anrainer, der seinen Nachnamen nicht nennen wollte. „Sie hat mit allen gesprochen.“
In der Region Paris gab es in letzter Zeit eine Reihe von Kindstötungen. Ende November gestand ein 41-jähriger Mann aus Alfortville im Südosten der Hauptstadt, seine drei Töchter im Alter zwischen vier und elf Jahren getötet zu haben. Einen Monat zuvor tötete ein Polizist seine drei Töchter und sich selbst in Vémars nordöstlich von Paris.
Alle drei Tage passiert ein Frauenmord
Im Durchschnitt wird in Frankreich alle drei Tage eine Frau getötet. Im letzten Jahr wurden rund 118 Frauen durch ihren Partner oder Ex-Partner in Frankreich umgebracht. Aktivisten werfen den Strafverfolgungsbehörden vor, das Problem nicht ernst genug zu nehmen.