Seit Tagen regnet es in Teilen Mitteleuropas beinahe ununterbrochen. Das führt vielerorts zu Überflutungen, Stromausfällen und macht Evakuierungen notwendig. Besonders schlimm hat es die deutschen Bundesländer Thüringen und Niedersachsen getroffen. „Wir erleben sehr unruhige Festtage in Niedersachsen. Wir haben eine Hochwasserlage, wie ich sie noch nicht erlebt habe, nämlich nahezu flächendeckend im ganzen Bundesland“, erklärte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil am Dienstag vor Pressevertretern.

In der 250.000-Einwohner-Stadt Braunschweig bereitete man sich am Stefanietag gar auf eine Flutwelle aus der Oker vor. Da die Okertalsperre komplett gefüllt ist, muss mehr Wasser in den Fluss abgelassen werden. Nun wurde in den gefährdeten Bereichen der Stadt ein rund 300 Meter langer Mobildeich aufgebaut, um die Altstadt vor dem erwarteten Hochwasser zu schützen. Mittlerweile gab die Stadt auf „X“ aber Entwarnung. Es werde mit keiner Flutwelle, sondern mit einem moderaten Pegelanstieg gerechnet.

Besteht Hochwassergefahr für Österreich?

In Österreich hielt das Sturmtief „Zoltan“ die Einsatzkräfte vor allem kurz vor Weihnachten und am 24. Dezember auf Trab. In Tirol wurden zahlreiche Straßensperren und Murenabgänge registriert, in Salzburg waren bis zu 5.000 Haushalte ohne Strom. Das Wetter beruhigte sich an den Feiertagen in Österreich jedoch wieder. In Kroisegg im Südburgenland wurden am Stefanietag gar 19 Grad Celsius gemessen. In den kommenden Tagen soll der Wind weniger werden und sich dadurch in den Niederungen Nebelfelder festsetzen. Auf den Bergen soll es sehr mild bleiben und generell soll es kaum Niederschlag geben.

Damit besteht auch wenig Gefahr, dass es in Österreich in den nächsten Tagen zu ähnlichen Verhältnissen wie in Deutschland, Tschechien oder den Niederlanden gerade kommt. Einzig ein Anstieg des Schmelzwasser-Pegels aufgrund der hohen Temperaturen könnte vereinzelt zu kleinräumigen Überflutungen führen. An der Messstelle im oberösterreichischen Leopoldschlag wurde am Grenzfluss Maltsch zu Tschechien genauso Voralarm ausgelöst wie an der Pfahnlmühle/Waldaist und am Rückhaltebecken Höft/Aubach. Die Grenzwerte wurden aber jeweils nur kurz überschritten. So auch an der Krimml in Salzburg, wo die Wasserstands-Prognose ebenfalls bereits wieder nach unten zeigt.

Tschechien: Tausende Haushalte ohne Strom

Stürme und Hochwasser haben auch in Tschechien und der Slowakei für Verwüstung und Chaos gesorgt. Am Sonntag und Montag waren Tausende Haushalte von der Stromversorgung abgeschnitten und in mehreren Landesteilen Evakuierungen notwendig gemacht. Vor allem an der Elbe und kleineren nordtschechischen Flüssen nahe der Grenzen zu Sachsen und Polen blieb die Hochwassersituation am Montag nach Angaben von Wetterdiensten und Feuerwehren angespannt.

Ohne elektrischen Strom waren in Tschechien vorübergehend rund 12.000 Haushalte, davon 3700 auch am Montag noch. In der Slowakei erhöhte sich die Zahl der Haushalte ohne Strom von 7000 am Sonntag auf 9000 am Montag, wie die Nachrichtenagentur TASR berichtete. In der Slowakei führen wichtige Stromleitungen auch durch schwer zugängliche Wald- und Bergregionen, in denen anhaltende Schneestürme die Reparaturarbeiten behinderten. Umgestürzte Bäume blockierten aber auch zahlreiche Straßen und Eisenbahnverbindungen in beiden Ländern.

Im südböhmischen Mrakotin u Telce mussten 20 Häuser wegen eines drohenden Dammbruchs evakuiert werden. Auch in anderen tschechischen Regionen wurden vor allem abgelegene Häuser außerhalb der Ortskerne evakuiert. Am Samstag hatten die tschechischen Feuerwehren rund 2000 Einsätze verzeichnet. Meist waren umgestürzte Bäume und überflutete Keller der Grund.

Zuerst Regen, dann Schnee, danach Hochwasser

Starke Schneefälle, die anschließend in Regen übergingen, sowie ein kräftiger Temperaturanstieg am Sonntag, der den Schnee schmelzen ließ, verursachten auch in der Slowakei Hochwasser. In der Hauptstadt Bratislava waren ufernahe Straßen und Parkplätze an Donau und March sowie Unterführungen in der Innenstadt überschwemmt. Eine ernste Gefahr für die Wohngebiete der Stadtbevölkerung bestehe aber vorerst nicht, teilten der Wetterdienst SHMU und die Feuerwehr mit.

Wegen anhaltend starker Regenfälle haben die Behörden unterdessen am Christtag weiter in mehreren Teilen Deutschlands vor Hochwasser gewarnt. Der Deutsche Wetterdienst sprach am Montag von „Hochwassergefahr an vielen Bächen und Flüssen“, die „teils auch erheblich“ sei. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) gab für Bremen und Hamburg Sturmflutwarnungen heraus.

Dauerregen und Tauwetter

Laut Deutschem Wetterdienst gibt es ergiebigen Dauerregen in vielen Mittelgebirgen und starkes Tauwetter im Erzgebirge. Betroffen seien insbesondere Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und Sachsen. Die Wetterlage könne auch zu überfluteten Straßen und Erdrutschen führen.

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) erwartete für den frühen Nachmittag in Bremen mit zwei Metern ein klares Überschreiten der Sturmflutmarke von 1,5 Metern über dem mittleren Hochwasser (MHW). In Hamburg ging die Behörde gegen 15.00 Uhr von einem Stand von 1,5 bis zwei Metern aus. Schwere Sturmfluten erwartete das BSH allerdings nicht. An der niedersächsischen Nordseeküste blieben die Werte am Montag in Wilhelmshaven den Angaben zufolge unter der Sturmflutmarke.