Die Welt wurde und wird weiter von Kriegsschauplätzen aller Art zerrüttet – nicht nur im Gazastreifen und in der Ukraine. Doch inmitten all dieser Brutalität und Zerstörung gibt es auch kleine Lichtschimmer. So in Syrien, wo in einem Schulprojekt Kindern eine Perspektive geboten werden soll. Der Lehrer Hassan Abo Ali arbeitet mit einem Osttiroler Verein daran, seiner Heimat Hoffnung zu geben.
„Bildung bringt Frieden“
Auf der Innenseite des Zeltes ist ein Whiteboard aufgestellt, ein Bildschirm, Kinderzeichnungen und auch eine Österreichfahne hat ihren Platz auf der schneeweißen Wand gefunden. „Bildung bringt Frieden“, erklärt Abo Ali seine Motivation, hier täglich – in einer provisorischen Schule inmitten eines syrischen Flüchtlingslagers – zu stehen und seinen Schülerinnen und Schülern Lesen, Schreiben und Mathematik beizubringen. Aber nicht nur das: „Auch die Vermittlung von Werten wie Liebe und Toleranz sind entscheidende Elemente in meinem Unterricht“, sagt Abo Ali. Werte, die derzeit in seiner Heimat naturgemäß oft zu kurz kommen.
Frieden hat Syrien schon lange keinen mehr gesehen. Seit bereits zwölf Jahren tobt nun ein Bürgerkrieg im schwer gebeutelten Land. Die meisten von Abo Alis 150 Schülerinnen und Schüler, die er in drei unterschiedlichen Flüchtlingslagern unterrichtet, kennen ihr Land gar nicht anders. Mehrmals in der Woche muss der Unterricht für mehrere Stunden unterbrochen werden, denn: Während anhaltender Bombenangriffe ist es nicht möglich, über das Einmaleins oder richtige Satzstellungen zu sprechen.
Im Klassenraum im Camp Mariam, einem Flüchtlingslager in der Region Idlib, ist es still, während es rundherum laut ist. Die Klänge des Krieges mischen sich unter Bilder der Zerstörung. Anfang des Jahres erschütterte ein schweres Erdbeben die Türkei und weite Teile Nordsyriens. Knapp 60.000 Menschen starben. Am Ort, wo Trauer und Tragödie zum Alltag gehören, hat sich Abo Ali entschieden, seiner Heimat Hoffnung zu schenken.
Er ist geduldig, ruhig, einfühlsam und voller Zuversicht, wenn er über seine Arbeit spricht. Sein Unterricht ist das Kontrastprogramm zu den Rahmenbedingungen in Syrien. Die Kinder genießen ihre Stunden, die so in jedem anderen Land abgehalten werden könnten. „Schule macht Spaß, wir kommen hier zusammen, können miteinander reden, lernen und spielen“, sagt der achtjährige Ismael.
„Bildung, Frieden und Freiheit“
Und was hat es nun mit der österreichischen Fahne auf sich, die neben den bunten Kinderzeichnungen, dem Whiteboard und dem Bildschirm ihren Weg in das weiße Zelt gefunden hat? Es ist ein Symbol des Danks. Seit bereits zwei Jahren unterstützt der Osttiroler Verein „Bildung, Frieden und Freiheit“ Abo Ali mit Spenden bei seiner Arbeit. In die drei Zeltlager, in denen Abo Ali unterrichtet, wurden aus Osttirol Lebensmittel geschickt, daneben wurden ein Brunnen und sanitäre Einrichtungen errichtet oder Gärten angelegt. 676 Kriegs- und Erdbebenopfern wird dadurch geholfen.
Abo Ali findet klare Worte: Die Unterstützung aus Österreich sei „die Grundlage für den Fortbestand und den Erfolg der drei Lager“. Und: „Nur so können wir überleben und hoffen.“