Als „Pac-Man“ 1980 das flackernde Licht der Videospielwelt erblickte, ging es darum, in einem Labyrinth Punkte zu aufzulesen, während man Gespenstern ausweicht oder diese nach dem Genuss einer „Kraftpille“ fressen kann.
Nur gemeinsam geht es voran
Im EEG-Labor von von Harald Schupp an der renommierten Universität Konstanz stellte sich in einer speziellen Version des Spiels eines ganz andere Frage: Gelingt es Versuchspersonen, die sich zuvor nicht kannten und die auch nicht direkt miteinander kommunizieren können, sich so zu koordinieren, dass sie die Aufgabe gemeinsam meistern?
Statt einer Person müssen in der EEG-Version zwei Spielpartner gemeinsam Pac-Man ins Ziel steuern. Der Clou: Der Weg durch das Labyrinth ist verdeckt. Wohin Pac-Man als Nächstes gehen kann, erfährt abwechselnd immer nur eine der beiden Personen. Und siehe da, im Labor klappte es, obwohl die Sache knifflig ist: Die Person, die am Zug ist, kann dem Mitspieler die Laufrichtung mitteilen – aber nur indirekt über Symbole.
„Übernahme sozialer Rollen“
Doktorand Karl-Philipp Flösch leitete das Experiment: „Unsere Forschung dreht sich um kooperatives Verhalten und die Übernahme sozialer Rollen“ – erforscht werden Hirnprozesse. „Ein Mensch allein bringt wenig zustande, die Menschheit als Ganzes fliegt sogar zum Mond. Unsere technologische Gesellschaft wäre ohne kooperatives Verhalten undenkbar“, so Flösch im Interview. Eigentlich sei der Mensch „Spezialist“ dafür: Kinder übernehmen schon früh individuelle Rollen und erlernen komplexe Kooperation. „Unsere Gehirne sind dafür praktisch gebaut“, wie die Studie zeigt.
Miteinander geschieht etwa, „wenn wir im Büro gemeinsam an einem wichtigen Projekt arbeiten oder in der Freizeit zusammen Musik machen“, sagt Flösch. Gemeinsam an einem menschlichen Strang zu ziehen, täte der Welt gut. „Hoffnung für eine kooperativere Welt können wir insofern haben, als Gruppen, mit denen wir uns identifizieren und in denen wir zusammenarbeiten, im Laufe der Menschheitsgeschichte immer größer wurden: Während sich Menschen früher vielleicht nur mit ihrem Dorf identifiziert haben, schließen wir uns heute zu globalen Interessengemeinschaften zusammen“, sinniert Flösch.
„Ob wir dieses kooperative Potenzial im Alltag nutzen oder nicht, bleibt eine persönliche Entscheidung.“