Im Fall des wegen Ermordung seiner Freundin verurteilten südafrikanischen Ex-Sprintstars Oscar Pistorius wird erneut eine mögliche vorzeitige Haftentlassung geprüft. Der Bewährungsausschuss in Südafrika kündigte am Montag an, er werde am Freitag über eine mögliche Haftentlassung auf Bewährung entscheiden. Zu prüfen sei, ob der Häftling für die „gesellschaftliche Reintegration geeignet ist oder nicht“.
Automatische Prüfung
Häftlinge in Südafrika kommen automatisch für eine Haftentlassung auf Bewährung infrage, wenn sie die Hälfte ihrer Strafe abgesessen haben. Im März hatte der Bewährungsausschuss dem 36-Jährigen noch die vorzeitige Haftentlassung verweigert. Das Gremium befand damals, dass Pistorius noch nicht die erforderliche Mindesthaftzeit abgesessen habe.
Der ehemalige Sprintstar war 2014 zunächst wegen fahrlässiger Tötung seiner Freundin Reeva Steenkamp zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Die Staatsanwaltschaft legte dagegen Berufung ein, woraufhin Pistorius des Mordes schuldig befunden wurde. 2017 wurde er schließlich zu 13 Jahren und fünf Monaten Haft verurteilt.
Freundin in Badezimmer erschossen
Der Bewährungsausschuss befand im März, dass die Zählung der für eine mögliche vorzeitige Entlassung relevanten Haftzeit erst mit Pistorius‘ letzter Verurteilung beginne. Folglich hatte Pistorius zum Zeitpunkt der damaligen Ausschusssitzung noch nicht die Hälfte seiner Haftzeit abgesessen. Das südafrikanische Verfassungsgericht kippte diese Entscheidung des Ausschusses aber im Oktober. Das Gericht entschied, dass die Zählung von Pistorius‘ Haftzeit mit dem Zeitpunkt zu beginnen hat, zu dem er erstmals festgenommen wurde.
Pistorius hatte Steenkamp in der Nacht zum 14. Februar 2013 in seinem stark gesicherten Haus mit mehreren Schüssen durch die Badezimmertür getötet. Er wurde kurz danach festgenommen und beteuerte, er habe Steenkamp für einen Einbrecher gehalten.
Vor dem gewaltsamen Tod seiner Freundin hatte Pistorius Sportgeschichte geschrieben. Bei den Olympischen Spielen 2012 in London maß er sich als erster Behinderter beim 400-Meter-Lauf mit nicht-behinderten Sportlern. Außerdem holte der wegen seiner Unterschenkelprothesen damals als „Blade Runner“ bekannte Läufer bei paralympischen Spielen insgesamt sechs Goldmedaillen.