Schönheitswettbewerbe haben selten den Ruf, eine Bühne für große feministische Errungenschaften zu sein. Zu starr sind sie meist auf das Aussehen der Kandidatinnen zugespitzt. Vor allem der begehrteste Titel der Schönheitsindustrie, jener der „Miss Universe“, der den Anspruch hat, die schönste Frau des Universums zu küren, rückt für gewöhnlich das Aussehen der Models in den Mittelpunkt.

Referenz zu Schriftstellerin aus dem 18. Jahrhundert

Die diesjährige Gewinnerin überzeugte jedoch mit einer Botschaft. Die Nicaraguanerin Sheynnis Palacios ist nämlich nicht nur die erste „Miss Universe“ aus Mittelamerika, sondern auch die Erste, die die große Bühne für große Worte nutzte. Während des Wettbewerbs wurde Palacios gefragt: „Wenn Sie ein Jahr in den Schuhen einer anderen Frau leben könnten, welche wären es?“

Die 23-Jährige nannte Mary Wollstonecraft - eine englische Schriftstellerin aus dem 18. Jahrhundert, die sich schon damals in ihrem Werk „A vindication of the rights of woman“ für die Gleichstellung von Mann und Frau starkmachte. „Sie war die erste Frau, die sich für die Rechte der Frauen einsetzte. Ich will meinen Teil dazu beitragen, um Lohnunterschiede zu beseitigen und vielen Frauen die Möglichkeit zu geben, arbeiten zu können, weil es für Frauen keine Grenzen gibt. Damals war es 1756, heute ist es 2023 und wir schreiben Geschichte“, sagte Palacios.

Wenig später wurde die Kommunikationswissenschaftsstudentin mit dem begehrten Schönheitspreis ausgezeichnet. Palacios setzte sich gegen Anntonia Porsild (Platz zwei) aus Thailand, gefolgt von Miss Australien Moraya Wilson (Platz drei) sowie 82 weitere Mitbewerberinnen durch.

Auch bei ihrer Siegesrede nutzte Palacios die Zeit für eine große Botschaft: „Ich widme diese Krone den Mädchen auf der ganzen Welt, meinem inneren Kind, meiner Familie und den über sechs Millionen Menschen in meinem Land“.