Der Wetterdienst in Island hält einen Ausbruch von flüssigem Gestein aus dem seit Wochen aktiven Magmatunnel im Südwesten des Landes in den kommenden Tagen für wahrscheinlich. Ein solches Szenario sei am ehesten anzunehmen, sagte die Leiterin der Vulkanismusabteilung beim Wetterdienst, Kristín Jónsdóttir, am Freitag dem Sender RÚV. Der Geophysiker Benedikt Ófeigsson sagte, es gebe deutliche Anzeichen dafür, dass sich der Magmatunnel unter der Halbinsel Reykjanes ausdehne.
Der Wetterdienst registrierte am Freitag etwa 1000 Erdbeben seit Mitternacht. Die Verformung des Bodens schreite voran, habe sich aber etwas verlangsamt, meldete RÚV. Gas, das auf Magma hindeutet, sei in der Nähe des Kraftwerks Svartsengi nördlich der geräumten Stadt Grindavík gemessen worden.
Evakuierung und Unsicherheit wegen drohendem Vulkanausbruch
Die Menschen der von einem Vulkanausbruch bedrohten Stadt Grindavík auf Island müssen sich darauf einstellen, längere Zeit nicht in ihren Häusern wohnen zu können. Behörden hatten den Ort mit etwa 3.700 Einwohnern vor einer Woche nach einer Erdbebenserie vorsichtshalber evakuiert. Mehrere Häuser seien beschädigt, sagte der Direktor des Zivilschutzes, Vídir Reynisson, nach Angaben des isländischen Rundfunksenders RUV am Samstag.
Auch wegen der andauernden Unsicherheit müssten sich Bewohner darauf einstellen, in den kommenden Monaten woanders zu leben, zitierte ihn der Sender. Der britische Fernsehsender Sky News zeigte Luftaufnahmen von dem Ort, auf dessen Boden teils deutliche Risse zu sehen waren.
Grindavík liegt rund 40 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Reykjavík und wird seit Tagen von einem möglichen Vulkanausbruch bedroht. Die rund 3700 Einwohner mussten vor einer Woche ihre Häuser verlassen, weil ein etwa 15 Kilometer langer Magmatunnel unter Grindavík hindurch bis unter den Meeresboden verläuft. Die nahe gelegene Blaue Lagune, eine der bekanntesten Touristenattraktionen Islands, war bereits zuvor geschlossen worden.