„Bosnien ist nach wie vor eines der am meisten von Minen verseuchte Gebiet in Europa“, sagt Svjetlana Luledžija vom „Bosnia and Herzegovina Mine Action Centre“ (BHMac). Knapp eine halbe Million Menschen leben unter der ständigen Bedrohung von Minen – das entspricht knapp jedem sechsten Bosnier. Seit dem Kriegsende wurden 1.781 Menschen durch Minenreste und Sprengkörper verletzt, 624 wurden getötet.
Die Minenräumaktionen in Bosnien gehören zu einer von vielen Herausforderungen im Land, die die kriegerische Vergangenheit der Gegenwart vererbte. Meter für Meter wird durchforstet – mit Minenstock, Hunden und teilweise Maschinen wird sich auf die Suche nach der tödlichen Ernte gemacht. Besonders betroffen sind die Städte Doboj, Teslić, Maglaj, Usora, Zavidovići, Gornji Vakuf, Sanski Most, Velika Kladuša, Travnik i Ilijaš.
Schätzungen der BHMac zufolge sollen hier noch immer 171.000 Minen auf einer Fläche von 860 Quadratkilometer liegen, die darauf warten gefunden zu werden. Die Bergung von Minen ist nahezu unmöglich. „Minen haben nun mal den Zweck, nicht einfach weggeräumt zu werden, die einzige sicherere Variante ist in den meisten Fällen eine gezielte Sprengung“, erklärt Oberst Michael Bauer vom österreichischen Bundesheer. Ungefährlich ist auch das nicht. 54 bosnische Minensucher haben ihre Arbeit nicht überlebt, 150 wurden zum Teil schwer verletzt.
Auch Österreich und Deutschland von Minen betroffen
Allein ist Bosnien mit seinem Schicksal nicht. „Überall, wo gekämpft wird und wurde, gibt es Minen“, sagt Bauer. So liegen auch in Kambodscha, in Korea, aber auch in Österreich und Deutschland noch immer Minen unter der Erde, die für die Zivilbevölkerung gefährlich sind. In Bosnien kam erst dieses Jahr wieder eine Person beim Schrottsammeln durch eine explodierende Mine ums Leben.
Strategisch ist der Einsatz von Minen seit über 100 Jahren eine effektive Waffe. Sie verhindern das Vorrücken von Soldaten und Gerät. „In Zeiten des Krieges werden Gebiete großflächig vermint, um den Feind am Fortschritt zu behindern“, sagt Bauer. Während die meisten Straßen noch während der Kriege vom Militär um voranzukommen entmint werden, bleiben angrenzende Wälder und Felder verseucht.
Mutige oder alte Minensucher in der Ukraine
Auch die Ukraine wird dieses Schicksal erben, sollte der Krieg mit Russland eines Tages enden. Aktuell sind knapp 30 Prozent des ukrainischen Staatsgebietes vermint. Hinzu kommen selbst gebaute Sprengfallen: „Die russischen Truppen sind bekanntlich kreativ, sie versehen Tiere und Leichen mit Sprengsätzen, stellen Doppel- und Dreifachfallen auf Straßen, Feldern und in Wäldern auf“, heißt es in einem Bericht der Denkfabrik Globsec aus Bratislava.
Die Entminungskräfte der ukrainischen Armee kommen nur schleppend voran. Das gehört aber zum Job. Denn in der Ukraine heißt es mittlerweile in Armee-Kreisen: „Es gibt nur zwei Arten von Minensucher – mutige und alte“.