Jagdausflug trotz Waffenverbot? Tirols Landeshauptmannstellvertreter Georg Dornauer (SPÖ) steht – wieder einmal – in der Kritik. Und diesmal könnte er einen größeren Bock geschossen haben. Buchstäblich. Die „Kronen Zeitung“ berichtet von einem gemeinsamen Jagdausflug mit Signa-Gründer René Benko in der Steiermark – trotz eines aufrechten Waffenverbots. Deshalb prüft nun auch die Staatsanwaltschaft Graz, ob sie wegen eines Verstoßes gegen das Waffengesetz Ermittlungen einleitet.

Auf dem Foto posiert der SPÖ-Politiker mit der erlegten Beute, einem Hirsch. Konfrontiert von der „Krone“, bestritt Dornauer zuerst eine Teilnahme an der kleinen Jagdrunde, nach Vorlage des Fotos räumte er sie dann doch ein, sagte aber: „Ich habe nicht geschossen“.

Foto zeigt Dornauer mit „Beutebruch“

Allerdings zeigt die Aufnahme Dornauer in der Mitte der kleinen Gruppe, mit der Hand auf dem Geweih. Benko, über dessen Vermögen ein Konkursverfahren eröffnet worden war, sitzt im Hintergrund. Auf dem Hut des SPÖ-Politikers ist ein Zweig angebracht, ein sogenannter „Beutebruch“. In Jägerkreisen wird damit gemeinhin der Schütze ausgewiesen. Dornauer darauf: „Das mag sein, aber es ist nicht mein Hut.“

In einer Stellungnahme gegenüber der APA räumte Dornauer Montagmittag eine „fürchterliche Optik“ ein, er könne dadurch hervorgerufene „Irritationen“ nachvollziehen. „Das Bild war nie zur Veröffentlichung bestimmt“, so Dornauer. Er habe jedoch keine Gesetze verletzt und nicht geschossen, versicherte er. Dafür würden eidesstattliche Erklärungen und Dokumente vorliegen. Er wollte „nach Jahren wieder Jagdluft schnuppern und habe daher einen befreundeten Hotelier begleitet“. Dieser wiederum sei Jagdkollege von Benko. Die „unglückliche Episode“ habe keinerlei Auswirkungen auf seine politischen Funktionen und er wolle auch „nicht zulassen, dass Tirol zu diesem ohnehin schwierigen Zeitpunkt in eine Regierungskrise schlittert“.

Tirols Landeschef und Koalitionspartner Anton Mattle zitierte Dornauer am Nachmittag zu einem „persönlichen Gespräch“ zu sich, hieß es aus dem Büro des Landeshauptmannes gegenüber der APA. Der Landeshauptmannstellvertreter habe dann die „Möglichkeit, sich zu erklären“.

SPÖ-Mayr: „Das Maß ist voll“

Sehr klare Worte kamen jedoch von der Innsbrucker SPÖ. Vizebürgermeisterin Elisabeth Mayr sagte zur „Tiroler Tageszeitung“: „Für mich ist das Maß voll.“ Sie sei „nicht sicher, ob er sich noch halten kann.“ Benko habe die Bevölkerung und Österreich „um so viel betrogen, wo ich mir als Sozialdemokrat klar sein muss, dass ich mit so einer Gesinnung weder lustwandeln, noch auf die Pirsch gehen kann“, verdeutliche Mayr ihre Position.

Innsbrucks roter Stadtparteivorsitzender Benjamin Plach schloss sich Mayr „zu 100 Prozent“ an. Angesichts der beteiligten Personen und der Stellung Dornauers sei der Jagdausflug „inakzeptabel und unverständlich“, sagte er zur APA. Es sei ein „Level erreicht, das nur mehr zum Schaden der Sozialdemokratie ist“, fand er scharfe Worte. „Ich habe keine Lust, weiter irgendwelche Eskapaden von Dornauer kommentieren zu müssen“, dieser würde „ständig mit solchen absolut unverständlichen Situationen Schlagzeilen machen“. Kommende Woche tage ein Landesparteirat, man werde dies dort beraten, „wenn er bis dahin nicht selbst Schritte gesetzt hat.“

Scharfe Kritik hagelte es aus der Opposition. Der Tiroler Neos-Landessprecher Dominik Oberhofer forderte einen sofortigen Rücktritt des Tiroler SPÖ-Chefs. „Dieser Fehltritt bringt das Fass jetzt endgültig zum Überlaufen.“ Dornauer habe das letzte Gespür für Redlichkeit und Anstand verloren. Die Tiroler Grünen-Nationalratsabgeordnete Barbara Neßler wähnte einen „klaren Gesetzesbruch“, sollte es sich um eine Jagd bei bestehendem Waffenverbot gehandelt haben. „Es ist Zeit, dass Dornauer endlich Klarheit schafft – ohne Ausreden“, schrieb Neßler auf X (früher Twitter).

Das Büro Dornauers war für die APA vorerst nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Im Jahr 2019 war über den Politiker ein Waffenverbot verhängt worden, nachdem er sein Jagdgewehr mit angestecktem Magazin im Auto bei geöffnetem Fenster am Innsbrucker Flughafen liegen gelassen hatte. Die Bezirkshauptmannschaft erließ ein unbefristetes Waffenverbot, das anschließend vom Landesverwaltungsgericht bestätigt worden war. Damit war auch der Verlust der Tiroler Jagdkarte und der Einzug seiner Waffe verknüpft. Erst kürzlich hatte Dornauer bekundet, einen Antrag auf Aufhebung stellen zu wollen.