Fünf Jahre lang hat sie sich mit Charme und Energie als Kunst- und Kulturstaatssekretärin unter dem Grünen Kulturminister Werner Kogler für die heimische Szene eingesetzt – nun kehrt Andrea Mayer (62) noch vor der Bildung einer neuen Regierung in ihren alten Wirkungsbereich in die Präsidentschaftskanzlei zurück. Der Schritt sei „schon lange vereinbart“ und finde „auf eigenen Wunsch“ Mayers statt, hieß es. „Es war mir eine große Freude und Ehre“, die Rahmenbedingungen für Kunst und Kultur zu gestalten, so die scheidende Staatssekretärin. In ihrer Amtszeit wurde das Kulturbudget trotz zahlreicher Krisen erhöht, zudem besetzte sie wichtige Posten und setzte sich für Fair Pay und Filmförderung ein.
Kulturbudget erhöht
Während der Voranschlag für das Kulturbudget bei Mayers Amtsantritt im Jahr 2020 noch 466 Mio. Euro betrug, lag dieser im Jahr 2024 – trotz zahlreicher Krisen wie der Corona-Pandemie oder dem Ukraine-Krieg und der Energiekrise – bei 668,8 Mio. Euro. Nicht zuletzt in der Corona-Zeit kämpfte Mayer von Beginn an für die Absicherung von Kunst- und Kulturschaffenden und brachte zahlreiche Sofortmaßnahmen wie den Covid-19-Fonds des Künstler-Sozialversicherungsfonds, die Überbrückungsfinanzierung der Sozialversicherung der Selbstständigen, den NPO-Fonds für Non-Profit-Organisationen, den Veranstalterschutzschirm sowie schließlich auch ein „Neustart Kultur“-Paket auf den Weg. Bis 31. März 2022 flossen 448 Mio. Euro aus Covid-19-Mitteln an den Kunst- und Kulturbereich.
Ein weiterer Meilenstein war auch die neue Filmanreizförderung FISA+, im Zuge derer das Volumen der Fördergelder um 50 Prozent erhöht wurde und die mehr internationale Produktionen als bisher anlockte. Ihr Herzstück ist ein nicht rückzahlbarer Zuschuss von 30 Prozent pro in Österreich realisiertem Projekt, der um weitere fünf Prozentpunkte steigen kann, wenn ökologische Kriterien erfüllt werden. Auch die Neuansiedelung des Haus der Geschichte Österreich (hdgö) ab dem Jahr 2028 im Museumsquartier brachte Mayer auf Schiene.
Zahlreiche Neubesetzungen namhafter Institutionen
In ihre Zeit fielen darüber hinaus die Neubesetzung des Burgtheaters mit Stefan Bachmann. Martin Kušej musste nach nur einer Amtsperiode als Direktor gehen. Auch die Besetzungen der Volksoper mit Lotte de Beer, Lilli Hollein im MAK - Museum für angewandte Kunst sowie des im Herbst 2025 antretenden Jan Philipp Gloger am Volkstheater wurden unter Mayers Führung bzw. Mitwirkung entschieden. Jonathan Fine wurde zum neuen KHM-Chef designiert, die Albertina liegt ab 2024 in den Händen von Ralph Gleis. Auch die Verlängerung von Markus Hinterhäuser als Intendant der Salzburger Festspiele sowie die Designation von Marie Rötzer als neue Direktorin des Theaters in der Josefstadt ab der Saison 2026/27 wurde in Mayer Amtszeit fixiert.
Fair Pay für Kulturschaffende
Ein besonderes Anliegen war ihr die faire Bezahlung von Kulturschaffenden. Bereits im Herbst 2021 lud Mayer zu einem „Fairness Symposium“ zwischen Bund, Ländern und Interessensgemeinschaften, im Juni 2022 wurde ein gemeinsames Strategiepapier unterzeichnet. So stellte das Kunst- und Kulturministerium etwa für das Jahr 2023 neun Millionen Euro für Zuschüsse für eine faire Bezahlung im Kulturbereich zur Verfügung.
Viel Erfahrung in der Kulturpolitik
Mayer wurde am 19. April 1962 in Amstetten geboren und studierte in Wien Germanistik, Geschichte und Rechtswissenschaft. Erste politische Erfahrungen sammelte sie in der Österreichischen Hochschülerschaft. Nach ihrem Gerichtsjahr und einer Tätigkeit in der Privatwirtschaft trat sie 1993 in den Bundesdienst ein und wurde Mitarbeiterin des damaligen Kunstministers Rudolf Scholten (SPÖ). Anschließend war sie im Wissenschaftsministerium für Innovation und Forschungsfragen zuständig.
2007 erfolgte ihre Bestellung zur Chefin der Kunstsektion im damals von Claudia Schmied (SPÖ) geleiteten Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur. 2015 wurde die Kunst- mit der Kultursektion fusioniert. Nach einer Ausschreibung wurde Mayer vom damaligen Kanzleramtsminister Josef Ostermayer (SPÖ) mit der Leitung beauftragt. Damit war die Mutter von Zwillingen, die auch eine Supervisions- und Coachingausbildung absolvierte, unangefochten Österreichs oberste Kunst- und Kulturbeamtin.
Leitete als erste Frau die Präsidentschaftskanzlei
Im Februar 2017 wurde die Spitzenbeamtin (die während ihrer Ehe Ecker hieß) von Alexander Van der Bellen als Kabinettsdirektorin in die Hofburg berufen. Als erste Frau leitete sie die Präsidentschaftskanzlei. Kontakt in die Kunst- und Kulturszene hatte sie auch weiterhin und fungierte in einigen Kulturinstitutionen als Eigentümervertreterin des Bundes oder als Mitglied in den Aufsichtsgremien. Daher war sie nach dem Rücktritt von Ulrike Lunacek, die zu Beginn der Corona-Krise rasch das Vertrauen der Kulturszene verspielt hatte, eine logische Nachfolgekandidatin als Staatssekretärin und erwies sich als starke Partnerin und Fürsprecherin der Kulturszene. Nun kehrt sie in die Präsidentschaftskanzlei zurück. „Ich werde auch in meiner neuen alten Funktion immer ein offenes Ohr für die Anliegen von Kunst und Kultur haben“, kündigte sie an.
Persönliches Abschiedsschreiben
In einem persönlichen Schreiben zog Mayer anlässlich ihres Abschieds Bilanz: „Wenn man bedenkt, in welcher Situation wir zu Beginn dieser Zeitspanne waren, dann wirkt das wie aus einer anderen Welt. Es waren turbulente, aber auch schöne und erfüllende Jahre, in denen sich kulturpolitisch viel bewegt hat.“
Bis zur Bildung einer neuen Regierung werden die Kulturagenden von Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) übernommen. „Andrea Mayer hat das Amt der Kunst- und Kulturstaatssekretärin zum denkbar schwierigsten Zeitpunkt für die Branche, in der der Corona-Krise, übernommen“, bedankte er sich. Mayer habe „sich mit aller Kraft und Expertise sowie mit großem Feingefühl für die österreichische Kunst-und Kulturszene eingesetzt“, sagte Kogler.