Aus extrem ungeklärter Ursache erhalte ich regelmäßig die Zeitschrift des Pensionistenverbandes. Und ich muss sagen: Für diese Postille suche ich gerne meine Brille. Anders als in sonstigen Lifestyle-Magazinen, wo man in junge Gesichter blickt und sich dem Tod vergleichsweise nahe fühlt, sieht man hier seitenweise nur weise Greise-Kreise und stellt fröhlich fest: „Oida, ich bin der Jüngste!“ Eine Rolle also, die man im echten Leben seit Jahrzehnten vermisst.

Zudem müht sich die fabelhaft faltenfreie Vorfahren-Fibel, das Alter nicht als beschwerlich, sondern als beschwingt zu besingen. Man ist betagt, aber nicht umnachtet: Einsamkeit, Demenz und Altersarmut spielen hier kaum eine Rolle. Stattdessen flotte Stories über die Internet-Fitness der „Gran-fluencer“ und coole Fotos einer Jung-Oma, die für 262.000 Follower auf TikTok und Instagram Ratgebervideos dreht. Kurz: Man fühlt sich wohl wie auf den topfpflanzenbewehrten Ledersofas in „Schöner Wohnen“. Störend ist nur das Phlegma der Pharma-Inserate, die wie üblich betrüblich von Blasenschwäche und Venenleiden künden.

Der Pensionistenverband lockt die „Generation 50 plus“ mit einem Frühbucherbonus: Auch Berufstätige dürfen beitreten. Mehr muss man nicht wissen über unser Land, wo mancher seit der Matura per Abreißkalender dem Altertum entgegenfiebert. Auch ich habe längst vorgesorgt und spiele zum Beispiel Tennis statt Golf. Denn wenn es so weit ist, gehe ich lieber mit Aufschlägen in Pension als mit Abschlägen.