Jedes Jahr rund um Silvester gibt es in sozialen Medien unzählige Vermisstenmeldungen über Hunde, die wegen Böllern panisch weglaufen und stundenlang oder die ganze Nacht herumirren. Der Verein Pfotenhilfe appelliert daher an alle Hundehalter, derzeit nur mit gut gesicherten Hunden spazieren zu gehen. Hunde werden durch Schüsse in schwere Angst versetzt - was auch laut Tierschutzgesetz verboten ist - und rennen oft viele Kilometer weit. Teilweise finden sie auch nicht mehr nach Hause, was außer der Gefahr für den Hund auch ein Problem für die Verkehrssicherheit ist.
Und die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ prophezeit: „Unzählige Tiere erleben zu Silvester eine Horrornacht.
Jedes Jahr ist zu Silvester der Himmel über Stunden mit bunten Lichtern durchzogen, die Luft durch Rauch verpestet und es gibt eine ohrenbetäubende Geräuschkulisse. Da ist es kein Wunder, dass diese Nacht besonders für Tiere angsteinflößend und stressig ist.“ Plädiert wird, stattdessen auf Drohnen-Shows zu setzen, „ohne Lärm und Rauchschwaden und trotzdem atemberaubend.“ In vielen Ländern wäre bereits umgestellt worden - „warum nicht in Österreich?“
Nicht nur aus Tierschutzsicht ist die Silvesterknallerei, aber auch Böllerschießen zu anderen Traditionsterminen, ein leicht vermeidbares Übel. Von eindrucksvollen Lichteffekten um wenige Euro, die maximal ein Zischen verursachen, bis zur aufwendigen öffentlichen Lasershow mangelt es nicht an tier-, menschen- und umweltfreundlichen Alternativen. Tierärzte geben Tipps, wie man Haus- und Zootieren die Silvesternacht zumindest leichter machen kann. Für Wildtiere gibt es allerdings keine „Erleichterungen“, sie sind dem Stress erbarmumgslos ausgeliefert.
Viele Wildtiere werden verletzt, erschöpf oder halbtot in Wildtier-Auffangstationen gebracht. Manchmal auch tot.:
„Auch wenn die Knallerei in der Nähe von Tierheimen, Zoos und in Ortsgebieten verboten ist, es braucht ein generelles Verbot von Knallkörpern samt rigorosen Kontrollen und empfindlichen Strafen, denn sie erinnert eher an dramatische Kriegsszenarien als an fröhliche Feierstimmung“, fordert Pfotenhilfe-Geschäftsführerin Johanna Stadler. „Es wäre unvorstellbar, dass unterm Jahr so einen Krach gemacht wird, ohne dass jemand sofort die Polizei ruft. Und wenn Hunde, die etwa an Verkehrslärm gewöhnt sind, oft schon so extrem ängstlich reagieren und sogar zitternd in Wohnungen sitzen, kann man sich vorstellen, dass Wildtiere - insbesondere die sensiblen Vögel - schnell in Panik geraten und sogar daran sterben können. Deshalb muss sich die Einstellung ändern. Wenn wenigstens die vielen Hunde- und Katzenhalter, die sich ja als Tierfreunde sehen, auf die Knallerei verzichten würden, sähe die Situation schon ganz anders aus. ‚Lachen statt Krachen‘ ist daher unsere Devise, damit alle etwas zu feiern haben.“
Die Pfotenhilfe empfiehlt Tierfreunden, ihre Haustiere zu Silvester nicht unbeaufsichtigt im Garten und auch nicht alleine zu Hause zu lassen, sondern mit ihnen gemeinsam einen normalen, ruhigen Abend zu verbringen, und am besten mit heruntergelassenen Jalousien und Radio oder Fernseher zu versuchen, Normalität, Routine und Regelmäßigkeit zu vermitteln. Mehr Streicheleinheiten als sonst können nicht schaden, besonders wenn es auf Mitternacht zugeht. Spielzeug und Leckerlis können bei Hunden und Katzen für zusätzliche Ablenkung sorgen. Wenn die Möglichkeit besteht, sollte man auch mit Nachbarn reden, ob sie nicht lieber aufs Feuerwerk verzichten oder zumindest auf lärmfreie Lichteffekte zurückgreifen wollen.
Vorbildlich ist die Aktion der steirischen Stadt Voitsberg. Hier wird heuer auf das Feuerwerk verzichtet - und das Geld stattdessem dem örtlichen Tierheim gespendet. Besser geht‘s nicht.