Die überraschend verkündete Schließung des Traumazentrums Lorenz Böhler (TZLB) in Wien Brigittenau sorgt derzeit für Streit, Fassungslosigkeit und Entsetzen. Grund für die Schließung sind laut AUVA „bau- und brandschutztechnische Maßnahmen nötig seien, „die nicht im laufenden Betrieb umsetzbar sind“. Das Personal, etwa 500 Personen, wurde ebenso überrumpelt wie Gesundheitsheits-Stadtrat Peter Hacker (SPÖ). Montagfrüh fand eine Informations-Veranstaltung für das Personal statt - vier Tage, nachdem die Öffentlichkeit bereits über die Medien von der Schließung erfahren hatte. Anwesend war auch die AUVA-Führung, unter anderem Generaldirektor Alexander Bernart. Laut Anwesenden sollen wenige Leute bei der Veranstaltung anwesend gewesen sein, die Stimmung war erwartungsgemäß gedrückt, klare Antworten seitens Bernarts soll es keine gegeben haben.
Ausschlag gab Brandschutzgutachten
Der gerichtlich beeidete Sachverständige Erich Kern, der das ausschlaggebende Brandschutzgutachten für die AUVA erstellt hat, war zu Gast im Ö1-Morgenjournal. Laut seinem Gutachten sei der Mangel bekannt seit der ersten Februarwoche. Dieser Mangel sei nicht bei laufendem Betrieb zu sanieren, er stelle ein Risiko dar, welches man nicht eingehen kann. Es sei eine Absicherung erforderlich. Der Auftrag sei von der AUVA Dezember, Anfang Jänner erteilt worden. Die Geschichte habe im Sommer begonnen, es seien damals umfangreiche Sanierungen, Umbaumaßnahmen geplant worden.
„Kompensieren des Mangels gescheitert“
Im Zuge dieser Planung habe man auch Abstimmungen mit der Behörde vorgenommen, hierbei sei festgestellt worden, dass der Feuerwiderstand der Stahlkonstruktion 30 Minuten betrage. Dieser müsse laut Behörde aber 90 Minuten betragen. Die Behörde habe der AUVA vorgeschrieben, ein Sicherheitskonzept vorzulegen, um diese Abweichung zu kompensieren. Dieses wurde erarbeitet. Im Zuge dessen wurde von der Behörde aber auch verlangt, einen Evakuierungsplan vorzulegen. Dabei wurde angenommen, man evakuiere das Stockwerk, in dem der Brand stattfindet, und das darüberliegende Stockwerk. Unter dieser Annahme gelingt Evakuierung in 30 Minuten, aber nur dann, wenn das Gebäude auch stehenbliebe aufgrund der Stahlkonstruktion. Er, Kern, habe die Brandschutzbeschichtung überprüft und dabei festgestellt, dass die Schichtdicke nicht ausreichend sei. Dieser Mangel sei erstmalig Anfang Februar entdeckt worden. Bis vorige Woche habe man versucht, den Mangel durch andere Maßnahmen zu kompensieren. Das sei aber nicht gelungen.
Wie die Zeitung „heute“ berichtet, soll laut einem Arz „bereits im Mai-Dienstplan berücksichtigt werden, dass Böhler-Leute in andere Spitäler kommen“. Genaue Informationen gab es dazu vorerst allerdings nicht. Das alles führt dazu, dass die Belegschaft am Mittwoch um 8.30 Uhr vor dem Spital einen etwa halbstündigen Warnstreik abhalten. Das Motto des Streiks: „Lasst uns arbeiten!“
Zu Wort meldete sich am Montag die MedUni Wien, die zusammen mit dem UKH Meidling Personal und Patienten des Lorenz Böhler übernehmen soll. Man sei „bisher nicht in die Pläne der AUVA zum Traumazentrum Wien-Brigittenau eingebunden worden“.
MedUni-Rektor Markus Müller, sei am 28. Februar nachmittags von AKH-Direktor Wetzlinger über die Pläne informiert worden. Nur Stunden später sei er dann über „die Medien mit Berichten konfrontiert worden, dass es diesbezüglich bereits vorangegangene Gespräche zwischen AUVA und Stadt gegeben hätte und auch eine permanente TZLB-Schließung im Raum stehe“, so „heute“.
Laut Müller sei aber „eine Integration des TZLB an das Universitätsklinikum AKH aus dienstrechtlichen, formal organisatorischen sowie Leitungs- und Zusammenarbeits- Fragen nicht ohne weiteres möglich“. Weiters heißt es in dem internen Schreiben: „Weshalb die Stadt eine Lösung am Standort MedUni Wien-AKH sucht und nicht an anderen Wiener Spitälern, ist derzeit noch unklar.“
Unklar bleibt auch, wie es mit Mitarbeitern des Lorenz Böhler weitergeht. Heute Dienstag soll es einen Beschluss der Baupolizei geben, bis wann das Lorenz Böhler endgültig geräumt sein muss.