Der 48-jährige Radiomoderator Alex Jones hat seinen Aufstieg dem Verbreiten von Lügen zu verdanken. Aber auch seinen Fall. Am Mittwoch wurde er zu Strafzahlungen von 965 Millionen US-Dollar (992,49 Mio. Euro) verurteilt. Jones hatte nach dem schrecklichen Schulmassaker in Sandy Hook, bei dem 2012 28 Menschen getötet wurden, wiederholt behauptet, dass dies von Schauspielern inszeniert worden sei. Die Obama-Regierung stecke dahinter, mit der Absicht, das Recht auf Schusswaffenbesitz einzuschränken. Diese Aussagen verbreitete Jones in reichweitenstarken Sendungen. Angehörige der Opfer wurden in Folge von Anhängern Jones' massiv bedroht und belästigt, als "bezahlte Lügner" diffamiert. Sogar das Grab eines siebenjährigen Opfers wurde geschändet. Verzweifelte Angehörige von fünf Kindern und drei Lehrer reichten Klage ein. Der Betrag von 965 Millionen US-Dollar ergibt sich aus der Summe der Schadenszahlungen an die insgesamt 15 Klägerinnen und Kläger.
Zubehör für den Weltuntergang
Als Sohn eines Zahnarztes wuchs Jones in wohlhabenden Verhältnissen in Texas auf und interessierte sich früh für radikale Verschwörungstheorien. 1996 begann Jones als Radiomoderator zu arbeiten. Sein Sender entließ ihn allerdings 1999 aufgrund seiner tendenziösen Berichterstattung. Jones startete eine eigene Internetsendung und gründete die rechtsradikale Plattform "InfoWars". Dort wurde nicht nur vor dem kurz bevorstehenden Armageddon gewarnt, sondern praktischerweise auch das passende Zubehör zu Vorbereitung dafür angeboten, etwa kugelsichere Westen oder "Gehirnpillen". So soll Jones mehrere Hundert Millionen Dollar eingenommen haben.
Das jüngste Urteil dürfte auch ein Signal der Justiz an jene sein, die sich mit Fake News (oft auf Kosten Unschuldiger) bereichern wollen. Für Einsicht dürfte es bei Jones nicht gesorgt haben, er bezeichnete es als Angriff auf die Meinungsfreiheit, die es nun zu verteidigen gilt – vor allem mit Spenden an Jones.