Auf den ersten Blick schien es sich um den Vorarlberger Beitrag zu einer konzertierten Reaktion der roten Landesparteiorganisationen auf das vom Grünen-Gesundheitsminister Johannes Rauch verkündete Quarantäne-Aus zu handeln. In einer Aussendung empörte sich die SPÖ-Landesparteivorsitzende Gabriele Sprickler-Falschlunger über den Schritt ihres Vorarlberger Landsmann: "Ein Aus für die Quarantäne in Anbetracht der vor der Tür stehenden Herbstwelle und bereits hoher Sommerzahlen ist mit Sicherheit die falsche Entscheidung von Gesundheitsminister Rauch."
Pikantes Detail: Rauch und Sprickler-Falschlunger sind seit etwas mehr als sieben Monaten verheiratet. Am Tag vor dem
Heiligen Abend haben sich beide im Rathaus in Dornbirn das Jawort gegeben. Sprickler-Falschlunger ist zum zweiten Mal verheiratet und Mutter einer Tochter, Rauch ist Vater zweier Töchter.
Angesprochen auf die Meinungsverschiedenheit erklärte Minister Rauch in der ZiB 2: "Ich liebe meine Frau, sie hat eine andere Meinung und das ist auch gut so. Ich weiß nicht, wo das Frauenbild herkommt, dass Frauen die Meinung ihres Mannes teilen müssen. Sie spricht in ihrer Rolle als SPÖ-Vorsitzende, das ist überhaupt kein Thema."
SPÖ erst im Herbst übernommen
Die 65-jährige SPÖ-Chefin stammt aus rotem Elternhaus, ihr Vater stand bereits der Vorarlberger SPÖ vor. Sprickler-Falschlunger wuchs in Dornbirn auf. Nach der Matura studierte sie Medizin in Graz und eröffnete nach der Rückkehr eine Praxis in ihrer Heimatstadt. Sprickler-Falschlungers Parteimitgliedschaft geht auf das Jahr 1999 zurück, im Jahr darauf wurde sie Stadträtin in Dornbirn. 2009 kam sie in den Landtag und machte in der roten Landespartei schnell Karriere.
Sprickler-Falschlunger hat die nicht gerade erfolgsverwöhnte Vorarlberger SPÖ im Herbst 2021 bereits zum zweiten Mal übernommen. Zwischen 2016 und 2018 war sie bereits Parteichefin, ihre primäre Aufgabe war damals wie heute, innerparteiliche Gräben zuzuschütten. Nach dreijähriger Unterbrechung schaffte sie es im letzten Jahr neuerlich an die Spitze. Seit der Landtagswahl 2019 liegen die Vorarlberger Sozialdemokraten bei 9,46 Prozent Stimmenanteil (vier Mandate), lediglich vier von 96 Vorarlberger Bürgermeistern sind Sozialdemokraten.