Am Fuß der Rocky Mountains, am großen Salzsee unter dem Mond der Shoshonen, wo Berglöwen und Steppenhexen über die roten Wüsten von Nevada wirbeln, liegt die Area 51. Hier, auf diesem riesigen militärischen Versuchsgebiet, abgeschottet und schwer bewacht, versteckt die US-Regierung UFOs. So wissen wir das aus den X-Akten und vielen Hollywood-Filmen. Natürlich ist das nur eine moderne Legende, denn UFOs gibt es nicht. Oder gibt es sie?
Auftritt vor Ausschuss des US-Repräsentantenhauses
Durchaus, wenn man David Grusch und mehreren Armeepiloten Glauben schenkt. Grusch, ein früherer Geheimdienstler im Dienst des Pentagon hatte zuletzt einen großen Auftritt vor einem Ausschuss des US-Repräsentantenhauses. Dort hat er — unter Eid — genau das behauptet: Das Pentagon betreibe seit Jahrzehnten eine Task Force, die unerklärliche Beobachtungen im Luftraum dokumentiert, oder, wie das Pentagon die nennt, "unidentified aerial phenomena", nicht identifizierte Luftphänomene.
Die Task Force untersuche mögliche Absturzorte, so Grusch. Dort lasse das Pentagon auch Technologie und Material bergen, auch außerirdisches. Darunter seien sogar Überreste nicht-menschlicher, womöglich außerirdischer Lebensformen. Darüber wisse die US-Regierung seit den dreißiger Jahren Bescheid, sagte der frühere Geheimdienstler. Es habe sogar "reverse engineering" gegeben, der Versuch, aus womöglich außerirdischen Spuren die ursprüngliche Lebensform wiederherzustellen.
Das Programm sei so streng geheim, dass das Pentagon auch den US-Kongress im Dunkeln gelassen habe, sagte Grusch weiter. Der Geheimdienstler war an der Task Force allerdings nicht selber beteiligt, und deren Tätigkeit sei auch vor anderen Pentagon-Angestellten geheim gehalten worden. Auch wer die Task Force finanziere, sei unklar. In den USA muss der Kongress allen Ausgaben zustimmen.
Burchett befragte Grusch auch dazu, ob er wisse, dass Leuten Schaden zugefügt worden sei, die über außerirdische Technologie aufklären wollten. Das bestätigte Grusch auch, er sagte dem Ausschuss aber, er dürfe keine Namen nennen. Grusch war nicht der einzige Zeuge: Zwei frühere Kampfpiloten der Navy, David Fravor und Ryan Graves, berichteten dem Ausschuss von unbekannten Flugobjekten, die ganz anders ausgesehen hätten als alles, was sie kannten. Solche Begegnungen gebe es oft, aber die Piloten behielten das meist für sich, um nicht gefeuert zu werden.
Der Ausschussvorsitzende ist Tim Burchet, Republikaner aus Tennessee. Er glaubt, dass sich diese Geheimhaltungspolitik durch beide Parteien ziehe und dass die Geheimdienste, egal unter welcher Leitung, den Kongress außen vor gehalten hätten.
Eine Sprecherin des Pentagon wies alle Berichte über UFO-Bergungen zurück. Es gebe zwar mehrere hundert Berichte, wo von unerklärten Phänomenen die Rede sei. Dies seien aber alles chinesische Spionageapparate, Wetterballons oder schlicht Müll, so die Pentagon-Sprecherin, und keineswegs UFOs. Das hat eine gewisse Komik: Das Militär hat jenes legendäre UFO, das 1947 vielleicht, vielleicht aber auch nicht bei Roswell, New Mexico abgestürzt ist, immer als "Wetterballon" bezeichnet.
"Advanced Aerospace Threat Identification Program"
Unumstritten ist allerdings, dass das Pentagon ein "Advanced Aerospace Threat Identification Program" betreibt, das Radar, Videos und Berichte von Angestellten und Armeeoffizieren über ungewöhnliche Vorfälle analysiert. Grusch selber gehörte lange dem National Reconnaissance Office an, das Spionagesatelliten koordiniert. Seitdem er das Pentagon verlassen hat, hat er mehrere Interviews gegeben. Darin sprach er von einem "fußballfeldgroßen UFO" und von einem UFO aus Italien.
Der Glaube an UFOs gehört in Amerika zur Folklore wie in Europa der Glaube an Hexen, Feen und Meerjungfrauen. In Roswell, das ähnlich entlegen in der Wüste liegt wie die Area 51, haben frühere Armeeangehörige mit Unterstützung der Stadt ein UFO-Museum samt Dokumentationscenter und mehreren Shops für T-Shirts, Tassen und dergleichen errichtet. Das Museum hat eine Viertelmillion Besucher im Jahr.
Eva Schweitzer (New York)