Handel und Hersteller haben sich schon immer einiger Tricks bedient, um ihren Profit zu steigern. Mitten in der Teuerungswelle ist es allerdings wichtiger denn je, zu wissen, was unsere Kaufentscheidungen beeinflusst, um uns von vermeintlichen Billigangeboten nicht blenden zu lassen. Das Erste, was man dabei wissen muss? "Die wichtigste Komponente für die Beurteilung einer Ware und die Entscheidungsfindung im Supermarkt ist der Preis", sagt der Konsumforscher Josef Sawetz von der Wiener Universität. Die zweite Komponente ist die Menge, also wie viel man für sein Geld bekommt.
Mehr Verpackung als Inhalt
Shrinkflation ist die Folge davon, dass die Lebensmittelindustrie diesen Mechanismus genau kennt. Statt den Preis offensichtlich zu erhöhen, wird er beibehalten, auch die Verpackung bleibt unverändert, nur der Inhalt wird weniger. Wer sich beim Einkauf nicht blenden lassen will, sollte also immer den Preis pro 100 Milliliter oder 100 Gramm betrachten und vergleichen. Lesen Sie hier, welche Bedeutung Nachhaltigkeit beim Einkaufen hat.
25-Prozent-Pickerl sind ebenfalls ein gut funktionierender Trick. "Mit der Rabattierung wird suggeriert, es gäbe nur jetzt etwas zu einem besonders günstigen Preis", erklärt Sawetz. Beim Pickerl komme aber noch hinzu, dass die Kundin bzw. der Kunde selbst tätig werden muss: "Die Pickerl müssen zuerst überhaupt in meinen Besitz kommen, was sie für mich schon einmal aufwertet, dann muss ich sie aktiv auf ein Produkt kleben, was das Produkt für mich noch wertvoller macht. Ich habe Zeit und Mühe investiert und mich als Rabattjäger deklariert. Dafür bekomme ich jetzt eine Trophäe, ich trage meine Beute nach Hause." Merke: Wir sind alle noch ein bisschen die Jäger und Sammler und kaufen dadurch rabattgetrieben und nicht nach Notwendigkeit ein. Lesen Sie hier, was der Handel zu Rabattmarkerln sagt.
Vorrat hamstern
Warengruppenrabatte wiederum verführen zu unnötiger Bevorratung, bei der man riskiert, dass die Produkte verderben, bevor man sie verbrauchen kann. Sawetz: "Vielleicht brauchen Sie im Moment gar keine Teigwaren, aber diese sind gerade um so viel reduziert und Nudeln kann man ohnehin immer brauchen: Also greifen Sie zu", nennt Sawetz ein Beispiel aus der Praxis. Lesen Sie hier, wie viele Lebensmittel weggeworfen werden.
Der Trick mit der Regalmitte
Auf Augenhöhe platzierte Waren nehmen wir am schnellsten wahr, sie sind uns am leichtesten zugänglich, wir müssen uns nicht strecken und nicht bücken. Im Gehirn wird, wie Sawetz erklärt, das Belohnungszentrum aktiviert, wenn etwas leicht geht und wenig Energie verbraucht. "Was wir leicht erreichen, ist uns deshalb gleich einmal sympathischer." Die Folge: In der Bückzone sind im Geschäft die günstigeren Produkte platziert. Auf Augenhöhe steht das, womit der Handel am besten verdient. Der Tipp: Es lohnt sich, in den untersten Regalen zu stöbern. Lesen Sie hier, warum man nicht hungrig einkaufen gehen sollte.
Im Stress sind wir noch leichter verführbar als sonst. "Dann funktionieren auch plumpe Tricks wie 'Statt'-Preise oder 'Nimm 3 und zahl 2'", sagt Sawetz. "Dann fällt unsere Wahl auch stärker auf Markenprodukte, ohne dass wir das Preis-Leistungs-Verhältnis hinterfragen", sagt Sawetz. In der Angebotsüberflutung im Supermarkt haben Marken nämlich die Funktion der Orientierung als sogenannte Mental Shortcuts, also mentale Abkürzungen, mit der wir uns die Arbeit eines Produktvergleichs ersparen. Es lohnt sich also, den Einkauf einmal etwas weniger hastig zu erledigen. Lesen Sie hier, wie teuer Eigenmarken geworden sind.
Was im Supermarkt im Weg steht
Impulskäufe spielen in der Strategie des Handels eine große Rolle, folglich werden im Geschäft ausreichend Impulse für den Kauf gesetzt. "Es gibt Platzierungen, auch Zweitplatzierungen, von Waren, an denen Sie mit dem Wagerl anstoßen müssen, an denen kommen Sie gar nicht vorbei, so wie sie im Gang aufgestellt sind, oder sie sind in so großer Menge aufgestellt, dass Sie sie auch nicht übersehen können. Das sind dann Inspirationsquellen. Wenn dabei steht: 'Nur heute', 'Einführungspreis' oder 'Zum Ende des Geschäftstages', dann sind das Gelegenheiten, die zum Kauf verführen. Das trifft für den Großteil der Menschen zu", sagt Sawetz.