"Dreiviertel aller Femizide werden von Partner und Ex-Partner begangen. Im Durchschnitt sind die Täter zwischen 30 und 39 Jahre alt und bei jedem zweiten Fall war es so, dass sich das Opfer vorher getrennt hatte." Justizministerin (Grüne) legte beim gestrigen Gewaltschutzgipfel Zahlen aus einer aktuellen Studie vor, die beschreibt, womit wir es in Österreich zu tun haben. Das Problem ist groß, es trifft alle gesellschaftlichen Schichten und ist nicht leicht zu bekämpfen.
Hinter jeder dritten Tür Gewalt
Doch vier Ministerien wollen mit insgesamt 25 Millionen Euro den Gewaltschutz besser und damit das Leben für Frauen sicherer machen. Eine Maßnahme sollen Gewaltschutzambulanzen sein, die Zadić österreichweit umsetzen möchte. "Hinter jeder dritten Tür gibt es eine Frau, die psychische, physische oder sexuelle Gewalt erfährt. Und hinter jedem Femizid steht eine Mutter, eine Tochter, eine Freundin. Die Gewaltambulanzen können dazu führen, dass wir die aktuelle Verurteilungsquote von sieben Prozent verdoppeln. Denn genau dort können Beweise gesichert und so bei einer Verhandlung eingebracht werden." Zadić aber machte beim Pressegespräch am Dienstag auch klar, dass die beste Prävention gegen Frauenmorde eine "echte Gleichstellungspolitik" sei.
Verdreifachung der Hochrisikofälle
Doch nicht nur die Justizministerin stellte gestern ihre Maßnahmen vor, auch Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) betonte die Dringlichkeit des Themas. "Wir haben das Budget mehr als verdoppelt und wir haben allein in diesem Jahr bereits 100.000 Frauen beraten und 21.000 Frauen kamen in Gewaltschutzzentren unter", doch es sei noch viel zu tun. Raab betonte, dass laut einer aktuellen Studie 40 Prozent aller Täter einen Migrationshintergrund haben und dass man hier keine "falsche Toleranz" walten lassen solle. Auch Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) stellte seine Zahlen vor, beschrieb, dass es allein 2022 zu einer Verdreifachung der Fallkonferenzen gekommen sei, das sind Konferenzen, in denen Hochrisikofälle behandelt werden und betonte, dass auch Personal dafür eigens erhöht und geschult werde. So würden etwa statt 400 künftig 1100 Präventionsbeamte in der Polizei bereitstehen. Und auch Sozialminister Johannes Rauch (ÖVP) will sich des Themas annehmen und diese Zahlen "sicher nicht achselzuckend zur Kenntnis" nehmen. Er setze ganz auf Präventionsarbeit, hat auch für Täterarbeit das Budget von vier auf sieben Millionen erhöht und will auch sogenannte "Stadtteile ohne Partnergewalt" österreichweit ausrollen. Hier werden Nachbarn zu Zivilcourage ermutigt. Ein weiterer Punkt: eine Kampagne, die explizit Männer anspricht und klarstellt, dass "Gewalt kein Kavaliersdelikt" ist.