Kamala Harris war die ideale Allroundkandidatin. Frau, Einwandererkind, indische Mutter, Vater mit schwarzen Wurzeln in Jamaika, jüdischer Ehemann und ein Top-Job in Kalifornien: die erste schwarze Generalstaatsanwältin, gefolgt von einer Amtszeit als Senatorin. Deshalb machte US-Präsident Joe Biden sie zur ersten Frau, ersten Schwarzen und ersten Asiatin, die das Amt des Vizepräsidenten innehatte. Aber schon früh war Harris umstritten. Heute liegt Harris' Beliebtheit nach Umfragen unter 40 Prozent, weniger als Biden, das ist für eine Vize ungewöhnlich niedrig. Die "New York Times" notierte kürzlich, Harris kämpfe immer noch mit ihrer Rolle. Wenn "Times"-Reporter privat mit Demokraten sprächen, meinten viele, sie sei der Herausforderung als künftige Vorsitzende der Partei nicht gewachsen und erst recht nicht als Führerin des Landes. Die "Washington Post" bemerkte jedoch, dass das Bidens Schuld sei, der Harris unlösbare Aufgaben gebe, sie nicht unterstütze und nicht als künftige Präsidentin aufbaue. Die Kritik an ihr ist unfair, denn tatsächlich wird es von einer Vizepräsidentin erwartet, verborgen im Hintergrund zu werken.
Eva Schweitzer (New York)