Der rumänische Premier Nicolae Ciucă hat das österreichische Veto gegen den Schengenbeitritt des Landes am Donnerstagabend auf einer Pressekonferenz in der rumänischen Botschaft in Paris als "unfair" bezeichnet. Ciucă sagte laut der rumänischen Agentur Agerpres, dass Rumänien den Beitritt zum Schengenraum verdiene und nun Schritte unternehmen werde, um dieses Ziel im Jahr 2023 zu erreichen, wie auch Präsident Klaus Iohannis am EU-Gipfel am Donnerstag erklärte.
Ciucă betonte zudem, dass die von europäischen Institutionen wie Frontex, Europol oder Eurodac bereitgestellten Daten die vom österreichischen Innenministerium bekannt gegebenen Zahlen zur Migration nicht bestätigen würden. Die Entscheidungen rumänischer Bürger gegenüber österreichischen Unternehmen seien zu respektieren, die Regierung wolle jedoch auf diplomatischem Wege eine Änderung der österreichischen Position erreichen.
Nach Österreichs Veto hatte es in Rumänien zahlreiche Boykottaufrufe gegenüber österreichischen Unternehmen gegeben. So regten etwa von den mitregierenden Sozialisten (PSD) geleitete Ministerien zahlreiche Staatsunternehmen sowie untergeordnete Behörden dazu an, ihre Konten bei den in Rumänien vertretenen österreichischen Banken zu schließen, was in vielen Fällen auch geschehen sein soll. Präsident Iohannis rief jedoch umgehend zur Mäßigung auf. Auch am EU-Gipfel war der Präsident sichtbar um eine Beruhigung der hochkochenden Emotionen bemüht. Er habe "zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, dass sich eine diplomatische Krise oder Ähnliches abzeichnet. Wir werden so etwas nicht haben", sagte der Staatschef laut Agerpres.
PSD-Chef Marcel Ciolacu schickte am Freitag laut der rumänischen Agentur einen Brief an Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP), in dem er betonte, dass Rumänien und die Rumänen es verdienten, Teil des Schengenraumes zu sein. Er habe Nehammer nach Rumänien eingeladen, damit sich der Bundeskanzler selbst ein Bild von den Anstrengungen des Landes und seiner Menschen machen könne, schrieb Ciolacu demnach auf Facebook.