"Ich freu’ mich aufs Bett daheim", sagt Max Franz. Und das wird er nach drei Wochen in der Nacht auf Freitag wohl das erste Mal wieder genießen dürfen. Denn am 8. Dezember wird er das Krankenhaus in Graz verlassen dürfen. Eines, in dem er seit 18. November liegt, denn im UKH Steiermark, Standort Graz hat man sich des Kärntners nach dessen schweren Sturz am 12. November in Copper Mountain angenommen.
Es war, wie der 33-Jährige selbst sagt, "eine g’scheite Brezn". Eine, die er noch im Kopf hat, denn die Gnade der Erinnerungslücke hat ihn nicht ereilt. "Aber angeschaut habe ich ihn mir noch nicht", erklärt er.
Was er dabei gesehen hätte: Wie es ihn zweimal überschlägt, wie die Energie, die sich durch die Geschwindigkeit aufbaute, entlädt – und beide Beine brechen. Rechts brach der Unterschenkel knapp ober dem Sprunggelenk, "ein komplizierter Bruch, aber geschlossen", sagt Arzt Jürgen Mandl, der mit schweren Verletzungen von Skifahrerinnen und Skifahrern Erfahrung hat. Links war der Bruch eine "Fraktur dritten Grades, offen. Sie war aber von den Ärzten in Vail gut versorgt, als Max zu uns kam."
Wie die gute Erstversorgung überhaupt Mitgrund dafür ist, dass Franz noch darüber nachdenken kann, wieder Ski zu fahren. Und das will er. "Ich bin von klein auf Ski gefahren. Das ist das, was ich gerne tue und auch eines der Dinge, die ich wieder tun will: So schnell wieder auf Ski stehen", sagte er, wohl wissend, dass "ein sehr weiter Weg vor mir liegt. Aber ich bin motiviert, ihn zu gehen."
Auch wenn die Züge ernst werden, sich verhärten, als er bei der ersten Pressekonferenz nach dem Sturz wieder lauscht, wie die Ärzte schildern, was – in insgesamt vier Operationen – zu tun war. "Wir haben Erfahrung mit solchen Verletzungen", erklärt Michael Plecko, der Standortleiter des UKH, der sich um die Versorgung des rechten Beins kümmerte – bei den Operationen, die jeweils viele Ärzte verschiedenster Sparten involvierten.
Mehr Sorgen bereitet aber wohl das linke Bein, denn hier war auch ein Nerv durchtrennt. "Der Nerv, der motorisch die Fußmuskulatur enerviert", erklärt Mandl. Doch habe man auch das operativ versucht zu lösen und sei guter Dinge, dass alles wieder in Ordnung komme. Am 22. November konnten jedenfalls alle Wunden geschlossen werden, in der Zwischenzeit ist Franz die Nähte los – die Gipsbeine wird er noch einige Zeit behalten. Das Gute, sagt Mandl: "Es sind 'nur' beide Beine, keine Wirbelsäulen- oder Kopfverletzungen."
Und doch wird es dauern. Schon im Jänner wird Franz, wie schon vor zwei Jahren Nici Schmidhofer, zum Dauergast im Rehabilitationszentrum Tobelbad. "Wir rechnen damit, dass es bis zu einem Jahr dauert, bis die Nervenregeneration vonstattengegangen ist", erklärt Christian Kammerlander, der ärztliche Direktor des Unfallkrankenhauses, "wichtig wird es sein, die Muskulatur gut zu trainieren. Und natürlich hat ein offener Bruch ein höheres Risiko für Infektionen, aber wir haben alles daran gesetzt, das Risiko zu minimieren."
Franz nimmt all das auf, atmet tief durch – und sagt: "Mein erstes Ziel ist es, bald wieder auf die Beine zu kommen." Immerhin macht man sich mit den Ärzten schon Gedanken, was man denn zusammen unternehmen könnte, wenn Franz wieder hergestellt ist. Derzeit hoch im Kurs: eine Skitour. "Aber bitte in Tirol", scherzt der Tiroler Kammerlander. Es hätte Tradition, denn als Nici Schmidhofer entlassen worden war, unternahmen die operierenden Ärzte eine Radtour ins Rehazentrum.
Franz, WM-Medaillengewinner von 2017 und in den vergangenen Jahren oftmals aufgrund von Verletzungen außer Gefecht, ist auf harte Arbeit eingestellt – nach harten Wochen, die er schon hinter sich hat. Deshalb sagt er zur Zukunft: "Es war eine spannende Zeit, wo dir einiges durch den Kopf geht. Und ich werde auch noch viele schlechte Phasen durchlaufen. Viel mehr kann ich gar nicht sagen."