Kann die Stadt zuschauen, wenn jemand einfach sein Quartier mitten am Hauptplatz aufschlägt? Zunächst beim H&M-Eingang, zuletzt unter den Arkaden und neben der Tram-Haltestelle? Diese Frage hat oft emotionale Diskussionen ausgelöst, der Politik waren die Hände gebunden: Der Obdachlose wollte keine der bestehenden Hilfsangebote annehmen. Bis heute.
"Wir holen ihn am Freitagnachmittag mit Mitarbeitern ab", kündigt Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) im Rahmen der Pressekonferenz zur Grazer Budget-Krise an. Gemeinsam mit Hilfseinrichtungen und den Kirchen ist es nach langen Gesprächen gelungen, eine Lösung zu finden.
Obdachloser: Jetzt nimmt er Hilfe an
Der Mann, der auch an einer psychischen Krankheit leidet, hat klassische Wohnungsloseneinrichtungen immer strikt abgelehnt. Jetzt konnte man ein Zimmer auftreiben, dass er auch abschließen kann. Das sei ihm wichtig für seine Privatsphäre gewesen, auch wenn es für jemanden paradox klinge, der sein Leben im öffentlichen Raum lebt.
"Wir bringen ihn heute Nachmittag dorthin", so Kahr. Der Mann wird auch von Hilfseinrichtungen weiter betreut. Die Hoffnung ist groß, dass er die Hilfe nun auch annimmt.