Fast tausend Migranten warten noch an Bord von drei Rettungsschiffen im zentralen Mittelmeer auf einen Landehafen. Die "Humanity 1" der deutschen Hilfsorganisation SOS Humanity urgiert nach zehn Tagen auf See und elf unbeantworteten Landeanfragen bei den Behörden Italiens und Maltas immer noch einen sicheren Hafen für 179 im zentralen Mittelmeer gerettete Menschen. In der Zwischenzeit verschlechtere sich die gesundheitliche Lage der Menschen an Bord.
NGOs helfen vor Ort
Eine Grippeinfektion habe sich ausgebreitet, beklagte die NGO. Neben der "Humanity 1" warten auch die "Ocean Viking" von SOS Méditerranée und die "Geo Barents" von Ärzte ohne Grenzen auf die Zuweisung eines Hafens, um die Bootsmigranten an Land zu bringen. Auf der "Ocean Viking" befanden sich zuletzt etwas mehr als 234 Gerettete, auf der "Geo Barents" 572. Die freiwilligen Helfer retteten sie in den vergangenen Tagen in mehreren Einsätzen.
Schwierig ist auch die Lage auf der Insel Lampedusa. 1300 Migranten befinden sich im dortigen Hotspot. 190 Flüchtlinge sollten am Mittwoch die Insel in Richtung Sizilien verlassen.
Das italienische Innenministerium prüft ein Landungsverbot für Rettungsschiffe, die in Italien eintreffen wollen. "Die Rettung von Menschen und der humanitäre Ansatz sind wichtig, aber wir werden alles Erdenkliche tun, um diese Seefahrten, die manchmal zu Todesfahrten werden, zu verhindern", sagte der neue Innenminister Matteo Piantedosi laut Medienangaben.
Experte fordert Solidarität
"Wir können uns nicht der Migranten annehmen, die auf dem Meer von ausländischen Schiffen, die systematisch ohne jegliche geplante Koordinierung von den Behörden operieren, aufgenommen werden", fügte Piantedosi im Interview der Zeitung "Corriere della Sera" (Mittwoch) hinzu. Der parteilose Experte forderte Solidarität von Europa. Die Staaten, unter deren Flagge die Schiffe fahren, sollten die Menschen aufnehmen.
Seit Anfang 2022 seien 85.041 Migranten in Süditalien nach Seefahrten über das Mittelmeer eingetroffen, teilte das Innenministerium in Rom mit. Im Vergleichszeitraum 2021 waren es 53.426 gewesen, in denselben Monaten des Jahres 2020 27.203.