Ihr Film basiert auf einer wahren Geschichte. Was hat Sie dazu inspiriert, einen Film über Fahrije Hoti zu machen?
BLERTA BASHOLLI: Mein damaliger Freund, jetzt mein Mann, sah ein Interview über sie. Er meinte, das sei eine interessante Geschichte, die ich recherchieren und verfilmen könnte. Als ich zurück in den Kosovo kam, wollte ich Fahrije treffen. Als es dazu kam, waren nicht nur ihre Geschichte, sondern auch ihre Persönlichkeit inspirierend. Ich wusste, dass ich diese Frau auf der Leinwand porträtieren musste.
Wie war die Zusammenarbeit?
Sie hat uns vertraut und war froh, dass Yllka Gashi sie spielt. Als wir zu dem Teil kamen, wie sie sich innerlich fühlte und ob sie noch auf ihren Ehemann wartete, war dies schwieriger. Aber mit der Zeit öffnete sie sich und erzählte.
Der Film spricht den Krieg im Kosovo und die Stellung der Frau an. Hat sich etwas verändert?
Sie ändern sich jeden Tag. Frauen engagieren sich mehr in der Wirtschaft, der Politik oder in der Kunst. Wir haben eine Präsidentin. Für manche Menschen ist es schwer, eine Frau zu wählen. Sie neigen dazu, einem Mann mehr zu vertrauen. Ich denke, dass wir uns weiterentwickelt haben, und dennoch sind viele noch der Meinung, dass Frauen keine Unternehmen leiten sollten. Wir müssen viel mehr tun, bevor wir uns als gleichberechtigt bezeichnen können.
Die offene Wunde des Krieges ist 20 Jahre später auch noch da.
Das war am schwierigsten zu recherchieren und zu verstehen. Als ich Fahrije vor den Dreharbeiten fragte, ob sie noch glaubt, dass ihr Mann lebt, antwortete sie: „Manchmal glaube ich das“. Nach so vielen Jahren hatte sie die Hoffnung noch nicht verloren. Wenn man sie jetzt fragt, sagt sie: „Nein, glaube ich nicht“.
Der Film hat es auch in die engere Wahl bei den Oscars geschafft und mehrere Preise gewonnen. Warum kommt er auf internationaler Ebene so gut an?
Als ich „Hive“ drehte, wollte ich den Film zum Sundance Filmfestival schicken. Wir waren glücklich und haben nicht mit einer Auszeichnung gerechnet. Ich glaube, die meisten haben auf dieses Gemeinschaftsgefühl zwischen den Frauen reagiert, aber auch auf ihre Selbstbestimmtheit. Das hat vielen Hoffnung gegeben.
Da ist auch die Symbolik des „Hive“, eines Bienenstocks, der zusammenarbeitet. Nicht nur im Titel, Fahrije kümmert sich den ganzen Film über um Bienen.
Die Frauen schließen sich ihr am Anfang nicht so einfach an. Fahrije hat sie sogar mit Bienen verglichen. Wenn du aggressiv bist und sie bedrängst, werden sie dich stechen. Wenn du ruhig und sanft bist, werden sie sich dir annähern. Deshalb habe ich mich dafür entschieden, eine Verbindung zwischen den Bienen und dem Ehemann herzustellen. Ich fand es wichtig, auch ihre innere Unruhe zu zeigen. Wenn wir sehen, wie sie mit den Bienen Frieden schließt, sehen wir, dass sie mit sich selbst Frieden geschlossen hat und in der Lage sein wird, weiterzumachen.
Susanne Gottlieb