Die prominente russische TV-Moderatorin und frühere Präsidentschaftskandidatin Xenia Sobtschak hat ihre Heimat Richtung Litauen verlassen. "Sie ist in Litauen", bestätigte der Nachrichtendienstchef des Landes, Darius Jauniskis, am Donnerstag im Radio. Die 40-Jährige sei mit einem israelischen Pass eingereist. "Sie braucht kein Visum und kann hierherkommen und 90 Tage bleiben, wenn ich mich nicht irre."
Die Journalistin ist die Tochter von Anatoli Sobtschak, der in den 1990er-Jahren als Bürgermeister von St. Petersburg politischer Mentor von Kremlchef Wladimir Putin war. Lange genoss sie daher in Russland mehr Freiheiten als andere Oppositionelle. Medien bezeichneten sie gar als Putins "Patentochter" – sie selbst dementierte jedoch stets, dass der Kriegsherr ihr Taufpate sei.
Sobtschak kandidierte für die russische Präsidentschaftswahl 2018 und erzielte rund 1,2 Millionen Stimmen (1,7 Prozent). Bei einer Pressekonferenz am 24. Oktober 2017 sagte sie, dass die Krim "nach internationalem Recht" zur Ukraine gehöre und Russland ein 1994 geschlossenes Abkommen verletze, die territoriale Integrität der Ukraine zu achten. Dafür wurde sie umgehend aus dem Kreml gescholten.
In dieser Woche hat die Justiz einen Vertrauten Sobtschaks wegen angeblicher Erpressung festgenommen. Staatliche Medien berichten, dass auch gegen Sobtschak ermittelt werde. Offiziell wurden die Ermittlungen nicht bestätigt, allerdings deutete die Sprecherin des russischen Außenministeriums an, dass es "schwerere Vorwürfe" gegen Sobtschak gebe, als nur Erpressung.
Litauen hat, wie seine baltischen Nachbarn und Polen, als Reaktion auf Russlands Krieg gegen die Ukraine die Einreise für viele Menschen aus dem Nachbarland gestoppt. Begründet wurde dies vor allem mit Sicherheitsbedenken. "Wir haben noch keinerlei konkreten Geheimdienstinformation vorliegen, wonach sie eine Bedrohung für den litauischen Staat darstellen könnte", sagte Jauniskis über Sobtschak.