Der deutsche Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach schätzt, dass die Zahl der tatsächlichen täglichen Coronainfektionen in Deutschland derzeit bis zu 400.000 beträgt. Man müsse mit einer Dunkelziffer bei den Neuinfektionen mit dem Faktor drei bis vier rechnen, sagte der SPD-Politiker am Freitag in Berlin. Die Entwicklung sei derzeit nicht gut, sagte Lauterbach mit Blick auf die steigenden Zahlen auch der Coronapatienten in Krankenhäusern.
Er erwarte aber keinen erneuten nationalen Notstand. Viele Menschen seien geimpft und könnten auch weiter geimpft werden. Zudem stünden Medikamente wie Paxlovid zur Verfügung.
Lauterbach forderte die Länder auf, eine Maskenpflicht in Innenräumen zu verhängen, weil absehbar sei, dass die Infektionszahlen und damit auch die Krankenhauseinweisungen in den kommenden Wochen weiter steigen würden. "Bayern und München haben eine besondere Verpflichtung bei der Frage: Was macht man mit der Maskenpflicht in Innenräumen?", fügte er mit Blick auf die hohen Infektionszahlen nach dem Oktoberfest hinzu.
Nach dem Ende des Oktoberfestes sind die Infektionszahlen in München stark gestiegen, Kliniken berichteten von Problemen. Lauterbach sagte: "Es muss jetzt nach vorne geblickt werden. Es hilft nicht, da nachzutreten." Er bekräftigte zugleich: "Natürlich ist das Oktoberfest, so wie es gemacht wurde, eine schlechte Idee gewesen."
Absagen hätte man es wegen fehlender Rechtsgrundlage schlecht können. "Aber hätte man es besser durchführen können oder sollen? Da ist die Antwort natürlich ja." Man hätte zum Beispiel warnen müssen: "Wer soll kommen, wer soll nicht kommen", sagte Lauterbach etwa mit Blick auf Menschen mit Vorerkrankungen. Das Allermindeste wäre gewesen, jedem einen Selbsttest bei Eintritt anzubieten oder besser noch einen Testnachweis vorzugeben.
Unabhängig vom Infektionsschutzgesetz könne man natürlich im Rahmen des Hausrechtes jederzeit Vorgaben machen für den Besuch einer Veranstaltung oder eines Lokals.