Einer breiteren Öffentlichkeit sind Sie durch die Rolle des "Marseille" in "Haus des Geldes" bekannt geworden. Darin stehlen Sie mit Ihren Komplizen 90 Tonnen Goldbarren aus der spanischen Zentralbank. Etwas, das Sie im realen Leben auch reizen würde?
LUKA PEROŠ: Im realen Leben? Ich glaube nicht (lacht). Ich bin ein sehr normaler Typ, bin Pazifist und habe keine Waffen im Haus. Es gibt nicht sehr viele Ähnlichkeiten zwischen der Rolle des "Marseille" und mir. Ich spreche zum Beispiel viel mehr als er. 

Es heißt, dass Sie Ihre Rolle in der Serie in mehreren Sprachen selbst synchronisiert haben?
Ja, ich habe die Rolle auf Deutsch, Englisch, Französisch, Brasil-Portugiesisch und Italienisch synchronisiert. Das hat funktioniert, weil Marseille in der Original-Version in Spanisch auch einen Akzent hat, wie ein Ausländer. Deswegen hat es Sinn gemacht, dass ich auch die anderen Sprachen synchronisiere. Ich musste allerdings im Englischen, Italienischen und Deutschen sehr auf den Akzent achten – eigentlich spreche ich diese Sprachen nämlich sehr gut. Aber in Französisch und Brasil-Portugiesisch hat es perfekt funktioniert.

"Haus des Geldes" wurde millionenfach gestreamt. Auf Instagram folgen Ihnen 1.000.000 Menschen und in Hannover wurde Ihr Gesicht übergroß an eine Hauswand gesprüht. Wie sind Sie mit dem plötzlichen Ruhm umgegangen?
Dieser Ruhm war etwas Neues für mich. Er hat seine guten und schlechten Seiten: Ich habe kein Privatleben mehr, aber es ist in einer spezifischen Weise schön, wenn man sieht, welche Emotionen die Serie bei den Leuten ausgelöst hat. Ich habe sehr viele Leute kennengelernt, die mir viele schöne und nette Dinge zur Serie gesagt haben. Das ist das Beste, glaube ich.

Sie wurden in Zagreb geboren, haben als Kind zeitweise mit Ihrer Familie in Wien gelebt. Woran erinnern Sie sich aus dieser Zeit?
In Wien habe ich von 1982 bis 1987 gelebt. Ich war ein Jahr im Kindergarten und vier Jahre in der Volksschule. Ich habe auf Deutsch gelernt, zu lesen und zu schreiben. Ich war ein Kind, hatte gute Freunde, eine super Professorin in der Volksschule – sie hat mir sehr viel geholfen und wir sind mit der Schule viel in Museen gegangen. Es war eine sehr schöne Zeit für mich, ich liebte Wien und es hat mir sehr gut gefallen.

Erinnern Sie sich noch an Dialektwörter, die Sie verwendet haben?
Ich erinnere mich an sehr vieles, aber nichts Spezifisches. Viel mehr erinnere ich mich noch an die Melodie, wie man in Wien spricht, Wiener Deutsch. Wenn ich Castings für deutsche Rollen mache, muss ich mich sehr konzentrieren, dass der österreichische, der Wiener Akzent nicht herauskommt. Wenn ich nicht aufpasse, wissen die Leute, dass ich mit Wien etwas zu tun habe (grinst).

Sie leben mit Ihrer Familie in Barcelona, sind aber in Zagreb geboren und haben in mehreren Ländern gelebt. Was sehen Sie als Ihre Heimat an?
Ach Mensch, meine Heimat (lacht). Ich weiß nicht, wo meine Heimat ist. Meine Heimat ist da, wo meine Familie ist – das ist mir wurscht, ob es in Barcelona, Zagreb, Boston, Los Angeles, Wien ist. Wenn ich mit meiner Familie zusammen bin und mich wohlfühle, dann ist das mein Heim. Ich bin ein Hund von der Straße, der überall leben kann. Ja, Kroatien ist mein Heimatland und ich liebe es, dorthin zu kommen, aber ich bin ein Mensch von der Welt – ich fühle mich in jeder Stadt zu Hause, in jeder Kultur, in jeder Religion. Aber ich unterscheide in gute und schlechte Menschen.

In einem Interview haben Sie mal erwähnt, dass Sie an einer gestörten Lesefähigkeit (Dyslexie) leiden. 
Es gibt eine Dyslexie, wenn man lesen will, aber es gibt auch eine im Bereich der Sprache. Ich habe beides (lacht). Die mit dem Lesen ist ein bisschen schwieriger, aber ich habe auch eine Dyslexie mit meinen Wörtern – ich weiß nicht, wo es in meinem Gehirn schiefgeht.  

Hat Sie das bei einem Dreh schon einmal unangenehme Situationen für Sie mit sich gebracht?
Ich hatte zwei, dreimal Momente, in denen ich Wörter in einem Satz von der einen auf die andere Seite geschubst habe und ich dachte, dass ich es komplett richtig gemacht hätte. Aber dann habe ich bei meinen Kollegen gesehen, dass sie sich totlachen. Da wusste ich, dass ich etwas vermasselt habe. Es ist ein kleiner Klick im Gehirn, aber ich habe nicht gelitten – wir hatten am Set großen Spaß mit meinem kleinen Problem (lacht)

Wie sehen Ihre nächsten Karriereschritte aus?
Es geht mir gut, ich habe dieses Jahr schon zwei Filme gedreht und im Januar eine amerikanische Serie in Budapest. Ich habe sehr viele Castings für Projekte in der ganzen Welt und das mag ich, weil ich sehr viele Sprachen spreche. Ich bin sicher, dass neue Sachen hereinkommen. Ein Projekt, das ich wirklich gerne machen würde, ist eine Serie auf Deutsch und Italienisch. Diese Rolle würde ich wirklich gerne übernehmen. Wir werden sehen. In meinem Beruf gibt es nie eine Garantie. Es kann sein, dass du einen Hit wie "Haus des Geldes" machst, aber dann für zwei, drei Jahre nicht arbeitest. In dieser Arbeit gibt es keine Sicherheit – aber das bin ich nach über 28 Jahren als professioneller Schauspieler schon gewohnt.

Sie sind heuer Teil der "Vienna Comic Con", einer Comic-Messe. Gibt es also auch Luka Peroš, den Comic-Fan?
Ich liebe es, zur "Comic Cons" zu kommen. Ich bin mit all diesen Sachen aufgewachsen. Ich war zwar niemals ein Manga-Fan, aber ich war ein super "Star Wars" und "Star Trek"-Fan, ich bin auch ein großer Fan von den "Hobbit"-Büchern und Filmen. Ich liebe es, die Leute auf der Messe zu sehen, wie viel Zeit, Energie und Liebe sie in ihre Kostüme stecken. Es ist eine positive Energie dort und ich freue mich sehr darauf zu sehen, was mich dieses Wochenende in Wien erwartet. Es wird eine schöne Zeit und ich glaube, wir werden alle Spaß haben.