Freitagabend wurde das 70. Internationalen Filmfestival von San Sebastian eröffnet. Am Sonntagabend feiert hier Ulrich Seidls im Vorfeld wegen der Umstände bei den Dreharbeiten heiß diskutierter Film "Sparta" seine Weltpremiere. Kein anderer Festivalbeitrag wird nach den heißen Debatten im Vorfeld mit größerer Spannung erwartet als das Pendant zu Seidls im Frühjahr präsentiertem Werk "Rimini".

Besonders freut sich Festivaldirektor José Luis Rebordinos auf "Sparta". Sein Grund: "Es ist nicht nur eine von Seidls besten Arbeiten überhaupt. Mit der Premiere werden hoffentlich auch die ganzen Debatten um die Dreharbeiten endlich in den Hintergrund treten. Es ist ein herausragender, sehr eleganter Film und alles, was den Betrachter verstören oder schockieren könnte, ist im Off", so Rebordinos zur Austria Presse Agentur.

Er akzeptiere die Entscheidung, des Filmfestivals in Toronto, den Film nach Aufkommen der Anschuldigung aus dem Wettbewerb gestrichen zu haben. Dennoch warnt er: "Es wird gefährlich, wenn Filmfestivals aufgrund medialen Drucks und blosser Anschuldigungen ohne Belege anfangen, vom Schuldprinzip und nicht vom Unschuldsprinzip auszugehen." Deshalb habe er den Film auch im offiziellen Wettbewerb belassen.

In dem Film mit Georg Friedrich in der Hauptrolle geht es um einen Mann mit pädophilen Neigungen. Durch eine Recherche des deutschen Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" wurden Vorwürfe laut, Seidl habe die minderjährigen rumänischen Laiendarsteller des Werks ohne ausreichende Betreuung und Unterrichtung der Familien mit Szenen rund um Alkoholismus, Gewalt und Nacktheit konfrontiert. Der 69-jährige Starregisseur ("Hundstage") wies die Vorwürfe aufs Schärfste zurück. Zuletzt gab es in den österreichischen Wochenmedien "Falter" und "profil" weitere be- und entlastende Stimmen aus Seidls Umfeld.

Einen teils anderen Weg als San Sebastian hat indes das Filmfest Hamburg bestritten. Hier zeigt man zwar "Sparta" als Deutschlandpremiere am 5. Oktober. Von der ebenfalls im Rahmen des Festivals geplanten Verleihung des Douglas-Sirk-Preises an Ulrich Seidl nahm man hingegen Abstand. "Bezüglich des Douglas-Sirk-Preises haben wir uns dazu entschieden, den Preis nicht zu verleihen, da die aktuellen Vorwürfe gegen die Produktion eine Preisverleihung überschatten würden", heißt es in einem Statement der Festivalleitung. Den Film betreffe dies explizit nicht: "Es ist ein sehr einfühlsamer Film über ein besonders schwieriges und tabuisiertes Thema."