Eine mögliche Oligarchen-Villa in St. Gilgen-Burgau ist am Samstagvormittag von etwa 40 Aktivisten besetzt worden. Am späten Nachmittag war die Lage vor Ort weiter ruhig. Mittlerweile bezog die Polizei mit mehreren Streifen Stellung, wie die Pressestelle auf Anfrage der APA mitteilte. Man habe schon Kontakt zu den Besetzern aufgenommen und Gespräche geführt. Der Hauseigentümer konnte noch nicht erreicht werden, der die Räumung einfordern müsste.

Eine Sprecherin der Aktivisten erklärte, man sei ein "loses Bündnis anarchistischer Aktivistinnen und Aktivisten". Man fordere eine Enteignung des russischen Besitzers. "Wir haben uns nicht verschanzt, sondern sind vorerst recht entspannt", sagte die junge Frau, die anonym als Sprecherin bleiben möchte. Die Besetzung werde "nicht komplett widerstandslos" aufgegeben. In welcher Form man sich den polizeilichen Anweisungen widersetze, würde jeder Einzelne aus dem Bündnis für sich entscheiden.

Aus den Fenstern der Villa hängen Transparente mit Aufschriften wie "Solidarity with all refugees and deserters" und "Freier Seezugang". In einer Presseaussendung üben sie Kritik an dem Krieg in der Ukraine und fordern die Nutzung privatisierten Leerstandes für Geflüchtete, Deserteure und Wohnungslose. Auch dass viele Seezugänge in privater Hand sind, ist der Gruppe ein Dorn im Auge. Man forderte einen "Stopp der Privatisierung des Attersees".

Attersee-Villa von Putins Gehilfe

Wie Recherchen des "Organized Crime & Corruption Reporting Project" (OCCRP) - ein internationales Netzwerk von Journalisten-Organisationen - zeigen, dürfte das Schlösschen mit einem geschätzten Wert von über zehn Millionen Dollar über ein System an Treuhand-Firmen bis 2017 Evgeny Shuvalov gehört haben, dem Sohn von Igor Shuvalov, der jahrelang diverse Funktionen in der russischen Verwaltung ausübte und auch persönlich für den russischen Präsidenten Wladimir Putin gearbeitet hat. Der aktuelle Besitzer ist nicht bekannt.

Wie die Sprecherin des Aktivisten-Bündnisses gegenüber der APA mitteilte, handle es sich nicht um dieselben Demonstranten, die am Samstag vor einer Woche eine Immobilie des Annaberger Ski-Idols und mehrfachen Weltcup-Siegers Marcel Hirscher im Salzburger Andräviertel besetzt hielten. "Wir stehen damit nicht in Verbindung", so die Pressesprecherin, die anonym bleiben wollte.

Knapper Seezugang

Tatsächlich gibt es am See im Salzkammergut nur sehr wenige freie Seezugänge, die Kosten für Immobilien am Wasser steigen seit Jahren in lichte Höhen. Ein Zugang sorgt seit Jahren bei der SPÖ für Ungemach: Das "Europacamp" in Weißenbach am Attersee wird der Parteijugend seit 1962 für symbolische zehn Euro verpachtet. Den ursprünglichen Eigentümern wurde das Grundstück von den Nazis geraubt, das jüdische Ehepaar verkaufte es nach dem Krieg günstig an das Land Oberösterreich – unter der Auflage, die Liegenschaft 99 Jahre lang der Sozialistischen Jugend (SJ) zu überlassen.

Die ÖVP, Rechnungshof und der Parteientransparenzsenat sehen darin eine illegale Parteispende – die SPÖ wurde daher heuer zum dritten Mal gestraft. Der Fall liegt auch vor dem Verwaltungsgerichtshof.