Als Heißsporn ist er bisher noch nicht aufgefallen, und doch hat Sauli Niinistö gestern für Finnland einen Schritt gesetzt, den er sich vor wenigen Wochen wohl selbst nicht hätte vorstellen können: Der 73-jährige Staatspräsident der Finnen sprach sich, gemeinsam mit Premierministerin Sanna Marin, für einen „unverzüglichen“ Nato-Beitritt seines Landes aus. Dass es Kritik und Drohungen aus Moskau hageln würde, war ihm bewusst. Niinistö kennt Wladimir Putin seit Langem persönlich und gut.
Über Jahre hatte der Konservative auf Dialog mit Moskau gesetzt. Wie die Mehrzahl seiner Landsleute sah er Finnlands Platz in der Welt jahrzehntelang im Kreis der militärisch Bündnisfreien. Der Überfall Russlands auf die Ukraine hat nun offenbar alles Vertrauen zerstört. Auf die Frage, wie Russland, seiner Einschätzung nach, auf einen finnischen Nato-Beitritt reagieren wird, kündigte Niinistö an, er werde Putin erklären: „Du hast das verursacht. Schau in den Spiegel.“ Die finnische Entscheidung sei „gegen kein anderes Land gerichtet“, aber eine Frage der Sicherheit Finnlands, so Niinistö.