DIE FRAGE: Ich lebe seit drei Jahren in einer Beziehung, liebe meinen Freund, habe aber das Gefühl, dass er nicht mehr wirklich bei mir sein will oder sich unsicher ist. Jetzt überlege ich, ein Kind zu bekommen. Wäre das nicht ein Kitt, selbst wenn er derzeit keines will?
Das Schlimmste, was ein von der Leidenschaft blind gewordener Mensch in Ihrer Lage tun kann, ist, ein Kind zu bekommen. Hier würde ein Kind gezeugt, ohne dass beide es wollen. Eine solche Entwicklung findet nicht selten statt. Wenn wir leidenschaftlich verliebt sind, möchten wir mit dem Partner sexuell zusammen sein. Und die höchste Frucht der sexuellen Vereinigung ist ein gemeinsames Kind. Der einseitig Verliebte sehnt sich nach beidem: nach der sexuellen Vereinigung und nach einem Kind vom Partner. Es gibt aber einen gravierenden Unterschied zwischen beiden Wünschen: Eine sexuelle Vereinigung ist flüchtig und vergänglich, ein gemeinsames Kind besiegelt jedoch die Liebesbindung auf ewig. Der verliebte Partner spürt instinktiv: „Ein Liebhaber kann sich verflüchtigen, er mag mich im Stich lassen, aber sein Kind bleibt mein. Es ist unser Kind. Davor kann er nicht davonlaufen. Und selbst wenn er wegläuft, irgendwann wird sich das Kind aufmachen und nach seinem anderen Elternteil suchen. Er wird mich sein ganzes Leben lang nicht mehr los.“ Dieser Gedankengang ist vielleicht folgerichtig, aber fatal. Denn: Eine solche Entwicklung verbindet zwei Menschen miteinander, wobei der eine die Verbindung nicht will. Er wird versuchen, sich aus dem Staub zu machen. Und das Kind weiß nicht, dass es als Druckmittel, als Manipulationsmittel missbraucht worden ist, um den einen Elternteil an den anderen zu binden. Es wird sich von diesem unerwünscht vorkommen.
Denn alles Glück will Ewigkeit. Fallstricke der Liebe. Von Victor Chu. 184 Seiten, 12,90 Euro. Erhältlich in den Büros der Kleinen Zeitung, auf shop.kleinezeitung.at und telefonisch unter 0800 55 66 40 526