Grund zum Lamentieren hatten die eigentlich klar überlegenen Brasilianer genug. Denn das Tor, das zur Niederlage und zum Scheitern führte, war klar irregulär. Eine Viertelstunde vor Schluss bugsierte der kurz zuvor eingewechselte Peruaner Raul Ruidiaz den Ball nach einer Flanke ziemlich offensichtlich mit dem ausgestreckten Arm über die Linie. Ruidiaz behauptete danach allen Ernstes, den Ball mit dem Oberschenkel gespielt zu haben. "Ich verstehe diese Aufregung nicht."
Nach minutenlangen Diskussionen wurde der Treffer vom uruguayischen Referee Andres Cunha dann doch anerkannt. "Es gibt kein Mittel, solche Dinge zu antizipieren. Die Mannschaft ist durch etwas ausgeschaltet worden, das nichts mit Fußball zu tun hat", echauffierte sich Dunga. "Ich verstehe nicht, was der Schiedsrichter gemacht hat." Das folgende, wütende Anstürmen der Brasilianer im Wissen, dass ein Remis zum Weiterkommen gereicht hätte, blieb erfolglos.
Zwei Jahre nach dem Halbfinal-Aus bei der Heim-WM, der 1:7-Blamage gegen Deutschland, erlebte Brasilien also den nächsten Albtraum. In der Gruppe B ließ der Rekordweltmeister mit vier Punkten nur den chancenlosen Außenseiter Haiti hinter sich. In die K.o.-Phase zogen Peru und Ecuador (4:0 über Haiti) ein. Brasilien verpasste erst zum zweiten Mal in der Turniergeschichte (nach 1987) den Vorstoß ins Viertelfinale der Copa.
Nun dürften die Stimmen jener noch lauter werden, die den Trainer in die Wüste wünschen. Im letzten Jahr war Brasilien bei der Copa im Viertelfinale am späteren Turniersieger Chile gescheitert. Der Start in die WM-Qualifikation 2018 verlief ziemlich zäh. Im Sommer soll mit Gold beim Olympia-Turnier die letzte Lücke in der Trophäensammlung des Verbandes geschlossen werden. Angst vor der Entlassung hat Dunga nicht. "Ich fürchte nur den Tod", sagte er trotzig.
Brasiliens bei der Copa nicht anwesender Superstar Neymar nahm seine Kollegen in Schutz. "Niemand weiß, was es bedeutet, dort zu sein und die Auswahl zu verteidigen", schrieb der 24-Jährige bei Instagram. "Jetzt wird sich ein Haufen Arschlöcher zu Wort melden, um Scheiße zu reden", so Neymar weiter. Das sei Teil des Fußballs. "Ich bin Brasilianer und stehe zu euch."
Neymar ist derzeit im Urlaub und nahm in Las Vegas an einem professionellen Poker-Turnier teil. Er wurde nicht nominiert, weil ihn sein Arbeitgeber, der spanische Meister FC Barcelona, nur für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro oder die Copa America freigeben wollte. Daraufhin entschied Brasiliens Fußballverband, dass er bei der Gold-Mission im August im Heimatland dabei sein soll. Brasilien hat noch nie olympisches Gold gewonnen.
Ecuador trifft nun als Gruppenzweiter im Viertelfinale am 16. Juni in Seattle auf die USA. Peru steht einen Tag später Kolumbien gegenüber.