Die Kleine Zeitung hat den Fall ja Mitte Jänner dieses Jahres aufgedeckt: Zwischen 15. Oktober und 20. November 1990 wurden an der Grazer Uniklinik zwei Babys vertauscht. Eine Mutter und ihre Tochter erfuhren erst Jahre später bei einer Blutspende davon, dass sie nicht verwandt sind – und machten sich auf die Suche. Derzeit werden an der Uniklinik Graz DNA-Tests durchgeführt. Im Zeitraum der möglichen Verwechslung wurden an der Uniklinik 200 Babys geboren. Deshalb müssten 200 Mütter und Töchter zum DNA-Test – freiwillig. Sie müssen sich selbst melden. Bisher waren es 30 Frauen. Erste Testergebnisse: negativ.
Jetzt wenden sich Mutter und Tochter, die den Fall ins Rollen gebracht haben, erstmals via TV an die Öffentlichkeit. Mit einem TV-Interview in „Thema“ (Montag, 1. Februar, 21.10 Uhr, ORF 2). „Ich möchte wissen, wie mein Leben ausgesehen hätte“, sagt Krankenschwester Doris Grünwald, die als Baby vertauscht worden war. Und: „Ich will einfach wissen, wo ich herkomme.“ Ihre Mutter Evelin unterstützt sie dabei. „Meine Tochter bleibt meine Tochter“, erklärt sie im TV-Interview. Und: Nie hätte es vorher einen Zweifel an der Verwandtschaft gegeben. Eva Kordesch hat mit beiden gesprochen.
Aber wie geht es mit dem Fall jetzt weiter? Findet man unter jenen, die freiwillig einen DNA-Test machen, keinen Treffer, wird eine Diskussion unweigerlich folgen: Ist es juridisch möglich und moralisch vertretbar, dass man weitere Frauen für einen DNA-Test aktiv kontaktiert und unter Umständen sogar dazu verpflichtet? Weil sich bisher erst 30 Frauen meldeten, ist wohl davon auszugehen, dass viele, die in diesem Zeitraum geboren wurden oder ein Kind zur Welt brachten, die Wahrheit gar nicht wissen wollen. Die Namen der 200 Betroffenen liegen aber auf. Darunter auch eine kleine Gruppe von Frauen, für die es eine höhere Treffer-Wahrscheinlichkeit geben soll. Das wird von der Klinik aber dementiert.