Bei Energie hat sich der Wettbewerb in Österreich weiter verstärkt - davon profitieren auch Haushaltskunden, die bundesweit schon zwischen 141 Strom- und 33 Gaslieferanten wählen können. Entsprechend der Entwicklung im Großhandel sollte sich der Preisabwärtstrend auch nächstes Jahr fortsetzen, forderte die E-Control am Mittwoch, denn Österreich liege weiterhin noch nicht unter dem EU-Schnitt.
"Der Strompreis-Index hat sich 2015 nochmals gesteigert", Grund: höhere Ökostromkosten. In Zukunft sollte er aber eher sinken", sagte E-Control-Vorstand Walter Boltz: "Wir sollten uns in den nächsten zwölf Monaten doch dem EU-Niveau annähern und im EU-Mittelfeld liegen." Die Großhandels-Preistendenz sei "eher abwärts" gerichtet, das seien "gute Nachrichten auch für Haushaltskunden".
48 Preisssenkungen
Insgesamt 48 Stromlieferanten haben heuer in Österreich die Preise gesenkt - auch neun Gasanbieter -, darunter auch große Energieversorger. In Summe hätten sich die Kunden dadurch 80 Millionen Euro erspart - davon 49 Millionen Euro bei Strom und 31 Millionen Euro bei Gas. Von diesen Verbilligungen hätten 62 Prozent aller Strom- und 78 Prozent der Gaskunden profitiert. "Wir würden aber sagen: nicht genug", so Boltz. Laut Vorstandsdirektor Martin Graf spart sich jeder heimische Haushalt dadurch im Schnitt 15 bis 30 Euro pro Jahr - bei Gas noch mehr -, auch wenn er seinen Lieferanten nicht gewechselt hat.
Bei einem gleichzeitigen Wechsel des Strom- und Gasanbieters lassen sich - regional unterschiedlich - bis zu rund 600 Euro sparen, nämlich aktuell in Klagenfurt, wo das Preisniveau recht hoch ist. Bei einem Wechsel des Stromanbieters kann sich ein Haushalt mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch zur Zeit bis zu 230 Euro (in Oberösterreich) jährlich sparen, bei Gas sogar bis zu 420 Euro (Klagenfurt). Erwartet wird noch ein weiterer Anstieg der Zahl der Anbieter, etwa aus Süddeutschland.
Netzkosten und Steuern
Teuer gemacht wird die Energierechnung hauptsächlich durch Netzkosten, Steuern und Abgaben, aber auch den Aufwand für Ökostrom, der Anfang des Jahres pro Durchschnittshaushalt von 68 auf 86 Euro im Jahr (ohne USt.) angestiegen ist; die Regelenergiekosten haben von 2008 bis 2014 von 50 auf über 200 Millionen Euro zugelegt, mehr als eine Vervierfachung.
Der E-Wirtschafts-Branchenverband Oesterreichs Energie kritisiert am Mittwoch in einer Aussendung, dass die Stromkunden pro kWh schon 6 Prozent mehr Steuern und Abgaben zahlen müssten als die reinen Energiekosten ausmachten. Österreichs Strompreise lägen mit knapp 20 Cent samt allen Nebenkosten im europäischen Mittelfeld, aber am unteren Rand gemessen an vergleichbaren Industrieländern.
Von der Stromrechnung entfällt nur ein Drittel auf die reine Energiekomponente, bei Gas ist es fast die Hälfte. In Deutschland macht die Ökostromabgabe für Haushalte im Schnitt rund 250 Euro im Jahr aus, in Österreich 86 Euro, so Graf. Das erschwert Preisvergleiche, denn im EU-Ranking, bei dem Österreich bei Strom weiterhin als zehntteuerstes Land geführt wird, sind Steuern und Abgaben mit enthalten; bei Gas ist unser Land laut jüngsten Daten vom 2. Halbjahr 2014 vom 8. auf den 10. Platz zurückgefallen. Boltz geht davon aus, dass wir heuer im 2. Halbjahr noch besser dastehen werden.
Großkunden zahlen weniger
Industriebetriebe müssen weniger für Energie zahlen, hier liegt Österreich auch unter dem EU-Schnitt. Ja, die Energieversorger (EVU) würden da die Differenz von den Haushaltskunden lukrieren, meinte Boltz. Großkunden würden Strom de facto zum Börsenpreis mit nur ein, zwei Prozent Aufschlag erhalten. Bei Haushaltskunden würden die Margen schon 25, 30 oder 40 Prozent ausmachen. "Den Unterschied betrachten wir schon kritisch", sagte der E-Control-Vorstand bei Vorlage des neuen Wettbewerbsberichts.
"Hätten die Haushalte öfter gewechselt, wären die Durchschnittspreise dort geringer", gab Boltz zu bedenken. Dynamik sei ja da, verwies Graf auf die Verbilligungen bei Wien Energie, EVN, Energie Burgenland und VKW per 1. Oktober sowie in Tirol per 1. Jänner 2016. Heuer bis Juni wechselten in Österreich 122.500 Haushalte und Firmen ihren Strom- und Gaslieferanten, das waren lediglich die zweithöchsten Werte seit Beginn der Liberalisierung. Den bisherigen Allzeitrekord gab es im Vorjahr mit 264.000 Strom- und Gaswechslern binnen zwölf Monaten. Graf geht davon aus, dass sich Aktionen wie jene des VKI, bei der allein über 100.000 Wechsler verzeichnet wurden, wiederholen werden: "Der Wettbewerb hat sich etabliert, auch mit Floatern und anderen neuen Tarifen."
Heute würden Strompreis-Angebote für Haushaltskunden schon bei 4 Cent je kWh beginnen, früher waren es 6 bis 6 1/2 Cent, so Graf. "Es gab also in den letzten Jahren deutliche Senkungen, über die die Großhandelspreise weitergegeben wurden, auch über börsennahe Floater-Produkte. Eine Steigerung sehen wir jedenfalls nicht." "Der Markt hat sich positiv entwickelt in Österreich, das ist gut fürs Geldbörsel", so Graf. Die Großhandelspreise bei Strom bezifferte er mit aktuell 30 Euro/MWh - kürzlich zeitweise auch darunter -, jene für Gas mit 20 Euro/MWh. In Umsetzung von EU-Regeln wird der Regulator ab Anfang Oktober den Großhandel stärker überwachen.