So kurz und prägnant wie ihr Titel "Aina mun pitää" ist das Interview mit den finnischen Song-Contest-Teilnehmern Pertti Kurikan Nimipäivät (PKN) im Wiener Filmcasino geraten. PKN-Bassist Sami Helle fungierte als Sprachrohr seiner Band, deren Mitglieder jeweils geistige Behinderungen haben. Mit ihrem Song werden sie Punk in seiner ursprünglichen Form präsentieren.

Wenn PKN auf die Bühne gehen, dann geht es ihnen um die Kraft des Punk und um die Kraft der Musik, sagte Helle im Gespräch mit der Austria Presseagentur. Eine "Down-Syndrom-Band", wie sie schon genannt worden sind, wollen Pertti Kurikan Nimipäivät nicht sein: "Nein, wir sind vier Typen, die Punkrock mögen", stellte der Bassist klar. Ohnehin hat nur ein Bandmitglied überhaupt eine derartige Diagnose. Einer hat das Williams-Beuren-Syndrom, einer MBD (Minor oder Minimal Brain Dysfunction) vulgo ADHD und einer laut finnischen Medien eine "leichte geistige Behinderung ohne weitere Diagnose".

Anlass ihrer Anwesenheit im Filmcasino war die Präsentation der 2012 entstandenen Dokumentation über die Band namens "The Punk Syndrom" - der Titel ist also durchaus Programm für die vier Mannen. "Der Film war ein wichtiger Teil unseres Erfolgs und ist Teil unseres Lebens", ist sich Helle sicher. Der Produzent des Streifens, Sami Jahnukainen, sah in PKN ebenfalls das Prinzip Punk manifestiert - und nicht die Andersartigkeiten ihre Mitglieder. "Es geht darum, dass jeder alles machen kann - das ist Punk" - und die Botschaft von Pertti Kurikan Nimipäivät. Dass Punkrock auch ein Statement gegen Gesellschaftsnormen ist, bejahte Helle: "Wir haben die gleichen Probleme wie alle anderen. Wir sind vier Typen, wir sind Menschen", lautete sein Statement.

Seit sieben Jahren als Band aktiv

Ihr ESC-Song, dessen Titel auf Deutsch "Ich muss immer" bedeutet, wird mit gut eineinhalb Minuten Spielzeit einer der kürzesten Beiträge überhaupt werden. "Der Song handelt von den Dingen, die man jeden Tag tun muss. Es geht um die kleinen Dinge, wie sein Zimmer aufräumen zu müssen. Manche Leute mögen das, manche nicht", übersetzte PKN-Bassist Sami Helle die Worte seines Bandkollegen Kari Aalto.

PKN beim Interview in Wien
PKN beim Interview in Wien © APA/HERBERT PFARRHOFER

Bereits seit sieben Jahren sind die vier Rocker zusammen als Band aktiv, letzte Weihnachten trat man auch in Großbritannien auf: "Wir haben Fans in aller Welt", ist Helle stolz auf das bisher Erreichte. In Wien fühle man sich wohl: "Die Leute sind nett, es ist eine lustige Stadt." Die Müdigkeit und der Stress vor dem Auftritt seien einfach Teil der Arbeit.

Ein außergewöhnliches Statement für einen Punk-Bassisten gibt es dann von Helle auf die Frage nach seinen Lieblingspunkbands: "Ich höre keinen Punkrock. Ich höre 80er-Rock'n'Roll", lautet da nämlich die Antwort. Änderungen im Stil seien aber nicht geplant, "Punkrock forever" ist und bleibt das Motto. Mit "Aina mun pitää" ist PKN auch ein eingängiger und kompromissloser Genrevertreter gelungen.

Ein kurzer Clip von den ersten Proben der vier Finnen in der Wiener Stadthalle: