Der langjährige Lotterien-Chef Friedrich Stickler (66) geht zur Jahresmitte in Pension. Stickler, in seiner Studentenzeit Croupier, ist seit 1969 in der Casinos-Austria-Gruppe tätig und hat vor knapp 30 Jahren "Lotto 6 aus 45" in Österreich eingeführt. Sein Posten wird vorerst nicht nachbesetzt, Konzernchef Karl Stoss und Vorständin Bettina Glatz-Kremsner übernehmen.
Voraussichtlich Ende Juni tritt Stickler laut "Standard" ab. Sein Vertrag an der Spitze der Österreichischen Lotterien, eine GmbH, ist nicht befristet. Eine Entscheidung, ob die noch Lotterien-Geschäftsführung später wieder einmal auf drei Personen aufgestockt wird, dürfte nicht so bald fallen, denn noch ist nicht klar, wie es mit der Eigentümerstruktur des Mutterkonzerns Casinos Austria weitergeht.
Fix ist bisher lediglich, dass der Drittelanteil der Nationalbank-Tochter Münze Österreich direkt zum Staat wandert - zur ÖBIB, Nachfolgerin der Beteiligungsgesellschaft ÖIAG. 130 bis 150 Millionen Euro soll die ÖBIB für die Beteiligung an dem Glücksspielkonzern zahlen. Von Gesetzes wegen hat sie darüber hinaus das Recht, weitere Casinos-Anteile aufzukaufen. Eigentümer der Casinos Austria sind u. a. Raiffeisen, das Hotel Sacher, die bisherige Kirchenbank und jetzt GraWe-Tochter Schelhammer & Schattera und einige Privatstiftungen; an den Lotterien sind der ORF, die Erste Bank und die Volksbanken AG (ÖVAG) beteiligt.
Komplizierte Ausgangssituation
Wer seine Anteile abgibt, ist noch nicht klar, zumal wechselseitige Blockade- und Vorkaufsrechte die Sache verkomplizieren. In Branchenkreisen geht man davon aus, dass sich die Eigentümerstruktur in den kommenden Monaten nicht ändert, einige Anteilsinhaber, etwa Maria Theresia Bablik oder Raiffeisen, hätten keinen akuten Verkaufsdruck. Auch beim Bankhaus Schelhammer & Schattera heißt es erst einmal Abwarten: "Der neue Eigentümer wird Lösungen suchen", sagte Vorstand Peter Böhler am Dienstag. Außer einem Verkauf könnte es noch auch andere Lösungen geben, so der Banker. Die Kirchenbank wurde kürzlich mitsamt Casinos-Anteil - durchgerechnet rund 10 Prozent - an die Grazer Wechselseitige Versicherung verkauft, der Vatikan muss den Deal aber noch absegnen.
"Mr. Lotto" Stickler, auch lange Jahre Präsident des Österreichischen Fußball-Bunds (ÖFB), kam schon in jungen Jahren zum Glücksspiel. Noch während seiner Zeit als Student an der Universität für Bodenkultur heuerte er im Casino Bad Gastein als Croupier an. Dort traf er auch den damaligen Casinos-Boss Leo Wallner, Vorgänger seines jetzigen Konzernchefs Stoss. Stickler ist ein besonnener Diplomat - seine Zurückhaltung wurde ihm als Fußballchef manchmal vorgehalten. "Man muss nicht immer poltern und schreien, um seinen Willen zu artikulieren", kontert er dann. Stickler, geboren in Wien, ist verheiratet und Vater zweier Kinder. 2001 erklomm er den Kilimandscharo, in seiner Jugend war er talentierter Weitspringer. Mit dem runden Leder hatte er es selbst nicht so. "Aber ich war immer leidenschaftlicher passiver Fußballfan", betont der 2008 von der ÖFB-Spitze abgetretene Manager.