Große Aufregung herrschte am 22. Oktober in der HTL Mödling: Nachdem in einem Labor Pikrinsäure entdeckt wurde, musste die Lehranstalt mit 3500 Schülern evakuiert werden, um den Gefahrenstoff zu sichern und zu entsorgen. Verletzt wurde bei dem Einsatz niemand.

In der Folge erging vom Unterrichtsministerium eine Weisung an die Bildungsdirektionen, die einzelnen Schulen nach Restbeständen der Chemikalie absuchen zu lassen. Pikrinsäure ist in flüssiger Form ungefährlich, in fester Form aber hochexplosiv - explosiver als TNT. „Explodieren kann Pikrinsäure etwa bei Reibung, Stößen oder Öffnung des Verschlusses“, sagt der Kärntner Landeschemiker Michael Fuchs. 100 bis 200 Gramm der Säure hätten die Sprengkraft einer Handgranate.

An zwei Kärntner Schulen wurde die Pikrinsäure schließlich während der Herbstferien entdeckt und von Experten verbracht. Man musste von einer Gefahrensituation ausgehen. „An einer Schule war rasch klar, dass die Pikrinsäure, die früher für Schulversuche verwendet wurde, in flüssiger Form vorlag. An der zweiten war der Zustand der Säure nicht einsehbar“, erklärt Fuchs. „Diese Lösung wurde bei uns früher als Hilfsstoff beim Mikroskopieren verwendet. Die beiden Fläschchen im Kustoden-Schrank des Naturwissenschaftsbereiches waren über zehn Jahre im Lehrmittelbestand und wir wussten nicht, ob die Säure ausgetrocknet war oder nicht“, so der Direktor der betroffenen Schule in Oberkärnten. Ein sprengstoffkundiges Organ wurde hinzugezogen, der Raum gesperrt. Schließlich stellte sich heraus, dass die Pikrinsäure auch in diesem Fall als wässrige Lösung vorlag.

Mehrere Einsätze in Österreich

Ähnliche Einsätze hatte es vor knapp einem Jahr auch im Waldviertel gegeben. Der Fund ausgetrockneter Pikrinsäure hatte weiters im November 2023 die Evakuierung der Mittelschule Groß-Siegharts (Bezirk Waidhofen a. d. Thaya) und wenige Tage später der Neuen Mittelschule in Bad Großpertholz (Bezirk Gmünd) notwendig gemacht. 2016 wurde die Säure an einer Wiener Schule und am Innsbrucker Unicampus entdeckt.