Einiges hat die SPÖ ihrem Tiroler Frontmann durchgehen lassen. Dabei hat der heutige Landeshauptmannstellvertreter Georg Dornauer über die Jahre immer wieder für Irritation gesorgt. 2018 etwa, als er über die erkrankte grüne Landesrätin Gabriele Fischer sagte, er wolle sich diese „nicht in der Horizontalen vorstellen“. Oder als die Polizei im Jahr darauf sein geladenes Jagdgewehr beschlagnahmte, das Dornauer bei offenem Fenster am Rücksitz seines am Flughafen Innsbruck geparkten Porsche liegen hatte lassen. Der Zwischenfall ist Grund für das bis heute gültige Waffenverbot gegen den roten Landesvize. Auch seine Beziehung zur italienischen Rechtspolitikerin Alessia Ambrosi – freizügige Urlaubsfotos inklusive – sorgte für hochgezogene Augenbrauen.
Das Jagdfoto mit dem insolventen Signa-Gründer René Benko könnte das Fass aber zum Überlaufen bringen, unabhängig davon, ob Dornauer nun trotz Waffenverbots den Hirsch geschossen hat oder nicht. Alleine das offenbar gute Verhältnis zum einstigen Immobilienmilliardär dürfte einigen in der Partei ein Dorn im Auge sein. Im Frühjahr sollte ein von SPÖ und FPÖ eingesetzter U-Ausschuss die Besserbehandlung von Milliardären in der Verwaltung aufdecken, Benko wurde schnell zum Gesicht der aus SPÖ-Sicht herrschenden Steuerungerechtigkeit im Land.
Innsbrucker Vizebürgermeisterin: „Das Maß ist voll“
Seit Montagabend laufen innerparteiliche Krisensitzungen, bereits kurz nach Veröffentlichung des Fotos fand die Innsbrucker SPÖ-Vizebürgermeisterin Elisabeth Mayr deutliche Worte: „Für mich ist das Maß voll.“ Der Tiroler Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) forderte eine Erklärung seines Stellvertreters, die Tiroler Jugendorganisationen der SPÖ verfassten eine Rücktrittsaufforderung.
Noch ist Dornauer dieser nicht nachgekommen, sprach allerdings von einer „fürchterlichen Optik“. Im Raum steht, dass er entweder beim Landesparteirat kommenden Montag oder bei einem Landesparteivorstand die Vertrauensfrage stellen könnte. Der Druck auf den Landesparteichef dürfte weiterwachsen – auch außerhalb Tirols. „Ich bin überzeugt, wenn er in sich blickt, wird er wissen, was er zu tun hat“, sagte der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) zur Kleinen Zeitung.
Bei einer Pressekonferent Bundesparteichef äußerte sich SPÖ-Chef Andreas Babler unmissverständlich: „Georg Dornauer wird wissen, was er zu tun hat.“ Die Kritik an ihn sei „mehr als nachvollziehbar“. Wenn Dornauer die Vertrauensfrage stelle, werde sich zeigen, ob er in Tirol noch Rückhalt habe. Gäbe es strafrechtliche Verfehlungen, wäre die Sache ohnehin klar. Babler erwartet sich „zeitnah“ eine „sehr klare Entscheidung“.