Die einen lieben ihn so sehr, dass sie für ihn töten würden. Die anderen hassen ihn so sehr, dass sie ihn töten würden. Ersteres haben die Kapitolstürmer des 6. Jänner gezeigt, Zweiteres die Attentatsversuche während des US-Wahlkampfes.
Beide Lager und ihre extremen Reaktionen hat Donald Trump über die Jahre bedient: Der Hass auf ihn nährt die Unterstützung für ihn. Der ehemalige Geschäftsmann hat bei der Präsidentschaftswahl 2016 verstanden, dass man nicht von allen gemocht werden muss. Denn: Wer polarisiert, erregt gewinnbringende Aufmerksamkeit.
Eine Strategie, die Trump schon immer verfolgte. Schon in seiner Zeit als Immobilientycoon scheute Trump keine Konflikte und klagte oft und wurde noch öfter selbst verklagt. Die Aufmerksamkeit war ihm damit stets sicher. Nach seinem Einstieg in die Politik änderte Trump seinen Stil nicht.
Er hat stets das Scheinwerferlicht gesucht und es wie kein anderer verstanden, Medien dabei als Sparringspartner einzuspannen. So hatte er lange vor seinen Kritikern erkannt, dass negative Berichterstattung seine politischen Erzählungen von einem Establishment, das gegen das „wahre Volk“ agiert, nur stärkt. Seine Wähler sehen ihn als Kämpfer für ihre Anliegen, der als unorthodoxer Quereinsteiger den vermoderten Politikbetrieb aufmischte. Auch weil er unbequeme Wahrheiten ansprach, wurde er auf ein Podest gehoben.
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Stets polternd und Grenzen überschreitend, hat Trump Niederlagen nie anerkannt und damit auch seinen Anhängern zu verstehen gegeben, dass sie keinen Schritt zurück machen müssen. Frei nach seinem Lehrmeister aus Jugendjahren - dem skrupellosen Anwalt Roy Cohn - hat er immer weiter gekämpft, entschlossen und oft unfair.
Nur so ist es ihm gelungen, als Verlierer von 2020 wieder auf die Siegerstraße zurückzukehren. Der Anstand fiel dabei zum Opfer, aber mit seinen Erzählungen einer gestohlenen Wahl und einer versagenden Regierung, die ihm nachfolgte, blieb Trump über vier Jahre im Gespräch und das Scheinwerferlicht stets auf ihn gerichtet.
Dass sich Trump daran oder an den Pommes, die er bei McDonald's im Wahlkampf medienwirksam schaufelte, verbrennt, ist ausgeschlossen. Seine treuesten Anhänger verzeihen ihm alles. Sie wollen seine Lügen nicht entlarvt wissen oder verstehen sie als bewusste Zuspitzung, die notwendig sei, um auf Probleme hinzuweisen, die sonst niemand anspreche. Probleme, wie Zuwanderung und Teuerung, bei denen Trump bewusst die Wut säte und Stimmen erntete.
Lösungsansätze hat Trump wenige zu bieten, politische Konzepte gehören nicht zu seiner Stärke. Für einen Sieg bei den Präsidentschaftswahlen im mächtigsten Land der Welt sind diese aber nicht mehr notwendig. Trump hatte über Jahre die Grenzen des Sag-, Mach- und Vorstellbaren verschoben. Dieser Sieg war das Fundament für den Wahlsieg.