Im Wohnzimmer, am Arbeitsplatz, im Wirtshaus, im Stall und später auch im Auto, in der Manteltasche und im Handy. 100 Jahre Radio bedeutet 100 Jahre technische Innovation, Information und Unterhaltung, bedeutet Wachstum an Hörern, Radiosendern und Reichweiten. Ein Medium zwischen Magie und Technik feiert seinen 100. Geburtstag. Grund genug, um die Radiomacher des Landes vor den Vorhang zu holen: Radio Steiermark-Programmchefin Sigrid Hroch – seit nunmehr 30 Jahren im Geschäft – brennt nach wie vor für den Hörfunk.
Keine Konkurrenz durch die Privaten
„Radio schafft es immer noch, ein Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen. Sozusagen die Radio-Familie“, umschreibt die gebürtige Trofaiacherin. „Radio ist und bleibt das schnellste Medium“, so Hroch. Bewegende Momente waren für die Journalistin etwa der Kriegsausbruch 1991 an der Grenze zu Slowenien oder die Ski-WM im Jahr 2013. „Es geht um Vertrauen, Vertrautheit und Verlässlichkeit“, erklärt die Programmchefin im Hinblick auf das Superwahljahr 2024.
Doch nicht nur Information und Service sieht Sigrid Hroch als die beiden wichtigsten Säulen des ORF Landesstudios in Graz. Auch Unterhaltung gehöre dazu: „Es zählt zu unseren Aufgaben, junge, heimische Künstlerinnen und Künstler zu fördern und ihnen auch im Radio eine Bühne zu bieten. Denn wenn wir es nicht tun, wer sonst?“, erinnert sich Hroch an „Rock Weiß Grün“, einer Talenteschmiede des ORF Radios aus den 1990er Jahren. „Noch heute laufen Songs von den Künstlern bei uns.“
Doch: Wohin wird sich Radio künftig bewegen? Schafft der öffentlich-rechtliche ORF, dem Druck der Privatradios standzuhalten? Wie gefährlich ist die Podcast-Szene für das klassische Medium? „Ich sehe nie eine Konkurrenz oder eine Gefahr, sondern eine Herausforderung sich weiterzuentwickeln. Stillstand ist nie gut. Die privaten Radios haben dem ORF sehr geholfen, vom Monopol wegzukommen“, argumentiert Hroch. Doch der Hörfunk-Chefin ist bewusst: „Der Kuchen wird nicht größer, die Kuchenstücke werden kleiner. Jedes Segment wird sich behaupten müssen. Und da gehört der ORF dazu.“