Jene Chats, die den Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) in der Brucknerhausaffäre zum Rücktritt gezwungen haben, waren in der Linzer Veranstaltungsgesellschaft LIVA offenbar bereits längere Zeit bekannt. Sie seien am 16. Juli im Mailsystem der LIVA eingegangen, so Aufsichtsratschef Meinhard Lukas. Das blieb aber offenbar ohne Reaktion. Veröffentlicht wurden die Chats am 20. August. Durch die Chats sah sich Luger gezwungen zuzugeben, dass er dem entlassenen Intendanten Dietmar Kerschbaum vor dessen Bestellung die Hearingfragen zugespielt hatte. Dass die Chats bereits im Juli unterwegs waren, führte am Mittwoch präventiv zur Freistellung des kaufmännischen Leiters Rene Esterbauer, der seit Anfang Juli alleiniger Geschäftsführer für das Brucknerhaus war.
Der ehemalige Linzer Uni-Rektor Lukas stellte klar, dass die „Freistellung keine Vorverurteilung“ sei, sondern dieser Schritt arbeitsrechtliche Gründe habe. Damit sichere sich die LIVA Rechte, um potenziell keinen Schaden zu nehmen. Noch sei er mitten im Aufklärungsprozess, der nun um die Frage ergänzt wurde, „wie mit der Mail in der LIVA umgegangen wurde“. Um nach Esterbauers Freistellung die LIVA handlungsfähig zu halten, wurden im Aufsichtsrat jetzt personelle Weichen gestellt: Der Linzer Steuerberater Alexander Stefan wird interimistisch die kaufmännische Geschäftsführung übernehmen. Posthof-Chef Gernot Kremser folgt dem scheidenden LIVA-Prokuristen Wolfgang Scheibner. Wann die künstlerische Leitung des Brucknerhauses ausgeschrieben wird, stand vorerst noch nicht fest.
ÖVP-Vizebürgermeister Martin Hajart „sieht anhand der aktuellen Entwicklung rund um die jetzt erfolgte Dienstfreistellung des letzten verbliebenen Geschäftsführers, dass sich der SPÖ-Skandal ausweitet“. Auch für die Grünen ist die „Causa Luger um eine Episode reicher“. Sie fordern „den Sachverhalt so schnell wie möglich zu klären“, damit ein „geordneter Neustart für das Brucknerhaus möglich ist“.