Die ausgezeichneten Festival-Filme der Saison sind alle da: Pedro Almodóvars Venedig-Gewinnerfilm „The Room Next Door“, Sean Bakers Tragikomödie „Anora“, die in Cannes die Goldene Palme erhielt, Albert Serras in San Sebastian prämierter Matador-Film „Tardes de Soledad“ oder die Berlinale-Gewinner-Doku „Dahomey“ von Mati Diop über die Rückgabe kolonialer Raubkunst. Ebenfalls Berlinale-gekrönt ist Sebastian Stan, der für seine Leistung in Aaron Schimbergs ebenfalls zu sehendem „A Different Man“ als Schauspieler mit Gesichtsentstellung den Darstellerpreis erhielt. Gleich vier (in Cannes) ausgezeichnete Darstellerinnen sind in Jacques Audiards queerem Musical „Emilia Pérez“ über eine transsexuelle Drogenclanchefin zu sehen. Noch ohne nennenswerte Festivalehren, aber ebenfalls ein Musical ist hingegen das Spielfilmdebüt von Joshua Oppenheimer, „The End“, in dem Tilda Swinton und Michael Shannon eine Familie in der Endzeit spielen.

Die Viennale punktet unter Intendantin Eva Sangiorgi nebst großen Namen aber vor allem mit kleinen Perlen, avantgardistischen Zugängen und einem Kino, das „die internationalen Krisen“ behandle. Mehrere Werke der 62. Ausgabe des Internationalen Filmfestivals in Wien thematisieren den Nahost-Konflikt wie „A Fidai Dilm“ von Kamal Aljafari, „No Other Land“ von einem Regiekollektiv oder „The Diary of a Sky“ von Lawrence Abu Hamdan – ein Himmelstagebuch über Beirut.

Viele Österreich-Premieren

Das heimische Kino ist heuer sehr präsent: Uraufgeführt wird u.a. die in den USA gedrehte Produktion „The Million Dollar Bet“ von Thomas Woschitz, ihre Österreich-Premieren feiern u.a. Mo Harawes Cannes-Film „The Village Next to Paradise“, Kurdwin Ayubs Locarno-Abräumer „Mond“, „Bluish“ von Lilith Kraxner und Milena Czernovsky oder Alexander Horwarths Doku-Essay „Henry Fonda for President“.

Dieser passe inhaltlich zur Retrospektive, die sich dem Schaffen des 1999 verstorbenen US-Regisseurs und politischen Aktivisten Robert Kramer widme. Jeder seiner Filme sei „wie ein Lied von Bob Dylan“, betonte Filmmuseum-Chef Michael Loebenstein. Und das Filmmuseum steuert einen umfassenden Blick auf die österreichische Schauspielerin Helene Thimig bei.

Nicht 24, aber immerhin 14 Stunden ist die Laufzeit des Dokumentarexzesses „Exergue - On documenta 14“, für den Regisseur Dimitris Athiridis den vergangenen documenta-Kurator Adam Szymczyk bei der Vorbereitung der letztlich hochumstrittenen Weltkunstschau begleitet hat. Die Viennale verpackt das Mammutwerk bei der Projektion in verdaulichere drei respektive bei der Wiederholung in zwei Teile. Am anderen Ende des Längenspektrums finden sich die Kurzfilme, die heuer in sieben Programme gepackt sind.

Der Kartenverkauf startet am 12. Oktober um 10 Uhr.
Details: viennale.at