Ins Gedächtnis der Feuerwehrleute hat sich der 10. August 2023 genauso eingebrannt, wie alleine der Gedanke an jenen Donnerstag allen Ortsansässigen immer noch durch Mark und Bein geht: Am Bahnübergang in Untermayerhofen bei Sebersdorf kommt es mittags zur Tragödie: Eine Mutter (39) und ihr Sohn (17) werden von einem Personenzug erfasst und sind sofort tot – wir haben berichtet. Kurze Zeit darauf wurden Forderungen nach einer besseren Absicherung laut – eine Schrankenanlage der ÖBB war zwischenzeitlich im Gespräch. Ihr erteilt die Gemeinde nun eine klare Absage.
Kosten zu hoch?
Zwei Kreuze samt Fotos erinnern vor Ort an das tragische Schicksal der beiden jungen Menschen vor einem Jahr. Dennoch scheint die Eisenbahn-Kreuzung wieder zu jenem unscheinbaren Bahnübergang geworden zu sein, der er vor dem schrecklichen Zwischenfall gewesen war. Immer wieder komme es zu brenzligen Situationen, berichtet ein Nachbar. Weshalb von Anrainern und Ortsbewohnern seit einem Jahr nun eine bessere Absicherung des Bahnübergangs in Untermayerhofen gefordert wird.
Der Grund: Der betroffene Bahnübergang liegt an einer stark frequentierten Durchzugsstrecke. Auf dem Weg von oder nach Wien erreichen die meisten Personenzüge zwischen Hartberg und Fürstenfeld eine Fahrgeschwindigkeit von mehr als 80 Kilometern pro Stunde. Und tatsächlich – ein Blick auf die Statistik der Bahnübergänge im Ort zeigt: In den vergangenen zehn Jahren hatte es gleich drei tödliche Unfälle nach einer Kollision mit einem Zug gegeben, am besagten Übergang war es nun der zweite. 2011 ist hier ein Klein-Lkw gegen einen Zug gekracht. Für Ex-Bürgermeister Josef Hauptmann Grund genug, um sich für eine Absicherung durch Schranken starkzumachen. Seit Februar war eine derartige Anlage im Gespräch.
Nichtsdestotrotz erteilt Neo-Bürgermeister Johann Fiedler (ÖVP) einer Schrankenanlage nun im Gespräch mit der Kleinen Zeitung eine endgültige Absage: „Der eine wird die Welt nicht retten. Dann passiert eben anderswo ein Unglück“, argumentiert Fiedler. Viel zu viele derartig unübersichtliche Bahnübergänge gäbe es entlang dieser Strecke. Rund 100.000 Euro würde alleine eine einzige Anlage der Gemeinde kosten. „Das wäre finanziell wohl kaum möglich, jeden einzelnen zu beschranken“, so der Ortschef.
Bei den Bundesbahnen selbst zeigte man sich nach dem tragischen Vorfall stark betroffen, die Kritik hinsichtlich einer zu schwachen Absicherung an diesem Übergang wies man aber von Anfang an zurück: „Eine Stopptafel ist ein offizielles Verkehrszeichen und auch ein Andreaskreuz gilt als eine Absicherung“, reagierte Bundesbahn-Sprecher Herbert Hofer auf die vielen Vorwürfe. Die meisten Unfälle geschehen nur aufgrund einer fehlenden Aufmerksamkeit am Steuer, so die ÖBB weiter.