Die Preisschlacht auf dem Elektroauto-Markt hinterlässt tiefe Spuren in der Bilanz des US-Elektroautobauers Tesla. Das Unternehmen meldete die niedrigste Gewinnmarge seit mehr als fünf Jahren. Der Nettogewinn sackte um fast die Hälfte auf knapp 1,5 Milliarden Dollar ab. Elon Musk sprach von einer vorübergehenden Nachfrageflaute nach Elektroautos und verwies auf die Wachstumschancen, welche das Geschäft mit selbstfahrenden Autos biete.
Investoren zweifeln erstmals an Tesla
Bei Investoren wachsen die Zweifel. Die Aktien gaben im nachbörslichen Handel sieben Prozent nach. „Vielleicht mehr als je zuvor in der jüngeren Geschichte des Unternehmens brauchen die Tesla-Investoren Ergebnisse“, sagte Thomas Monteiro, Analyst bei Investing.com. „Diese müssen schnell kommen - sowohl bei den humanoiden Robotern als auch beim Robotaxi.“ Tesla habe vier Quartale in Folge die Erwartungen der Analysten verfehlt, sagte Dan Coatsworth, Analyst bei AJ Bell. „Tesla muss jetzt schnell einen besseren Weg finden, auch in einem schwierigen Umfeld für Elektroautos zurechtzukommen.“ An Musks Idee der Robotaxis wird gezweifelt: „Elon ist gut darin, den Investoren eine Karotte vor die Nase zu hängen, aber neue Ideen neigen dazu, groß bei den Visionen, aber schwach bei der Umsetzung zu sein“, sagte David Wagner, Portfoliomanager beim Tesla-Investor Aptus Capital Advisors.
Andere Autobauer retteten Teslas Bilanz
Musk hatte zuletzt ein neues Einstiegsmodell auf Eis gelegt, stattdessen sollen die bestehenden Modelle angepasst werden. Er reagierte damit auch auf die Nachfrageflaute nach Elektroautos. Im Autogeschäft gingen die Erlöse im zweiten Quartal um sieben Prozent auf 19,9 Milliarden Dollar zurück, vor allem deswegen, weil weniger Autos verkauft wurden als vor Jahresfrist.
Ein stärkeres Minus wurde dadurch verhindert, dass andere Autobauer von Tesla mehr Emissionszertifikate kauften als noch im Vorjahr. Diese Zertifikate herausgerechnet, lag die Brutto-Gewinnmarge bei 14,65 Prozent und damit deutlich unter den Erwartungen der Analysten. Besser lief es im Energiegeschäft, zu dem unter anderem Speicherbatterien für Eigenheime gehören. Diese und eine Dienstleistungssparte eingerechnet legten die Erlöse leicht auf 25,5 Milliarden Dollar zu.
Gewinneinbruch von 40 Prozent
Der US-Markt wird für den Autobauer Stellantis zum Sorgenkind. Der weltweit viertgrößte Autobauer Stellantis, zu dem die Marke Chrysler gehört, meldete am Donnerstag einen Gewinneinbruch von 40 Prozent. Stellantis-Chef Carlos Tavares sagte, die Entwicklung seines Unternehmens im ersten Halbjahr sei hinter seinen Erwartungen zurückgeblieben.
Das macht sich in den Zahlen bemerkbar. Stellantis mit Marken wie Opel, Fiat oder Peugeot meldete für die Monate April bis Juni einen Gewinn von 8,5 Mrd. Euro, das ist weniger als Analysten erwartet hatten. Die Gewinnmarge sank unter die Marke von zehn Prozent. Die Citi-Experten rechnen mit anhaltenden Problemen. „Wir sehen keine echte Verbesserung, bevor Stellantis seine Lager geleert hat, was allerdings ebenfalls auf die Margen für das Gesamtjahr drücken dürfte.“
Ein Minus von 99 Prozent
Beim japanischen Autokonzern Nissan brach das operative Ergebnis im Zeitraum April bis Juni sogar um 99 Prozent ein. Der Betriebsgewinn belief sich auf 995 Mio. Yen (rund 6 Mio. Euro), verglichen mit 129 Mrd. Yen im Vorjahr, und lag damit weit unter den durchschnittlichen Analystenschätzungen von 164 Mrd. Yen. Nissan ist wegen einer veralteten Modellpalette und einer Verschiebung der Nachfrage in Richtung Hybridfahrzeuge in den USA weniger konkurrenzfähig geworden. Die Hoffnung liegt nun darauf, dass neue und überarbeitete Modelle wie die SUV Armada und Murano die US-Umsätze im zweiten Halbjahr des Geschäftsjahres 2024/25 anschieben. Bei Analysten stoßen die Pläne aber auf Zweifel.
800 Millionen Dollar für Rückrufe
Dem US-Autobauer Ford machen Qualitätsmängel zu schaffen. Das Unternehmen erwirtschaftete deutlich weniger Gewinn als vor Jahresfrist. Alleine für die Mängelbehebung gab Ford 800 Mio. Dollar zusätzlich aus. Ford-Chef Jim Farley hat es zur Chefsache gemacht, die Qualitätsprobleme in den Griff zu bekommen. Dazu hat er unter anderem die Produktion umgestellt. Dennoch muss Ford mehr Autos zurückrufen als andere Autobauer. „Sie sagen zwar, dass Ford ein anderes Unternehmen ist als vor drei Jahren, aber der Finanzmarkt stimmt ihnen hier nicht zu“, sagte der Morgan-Stanley-Analyst Adam Jonas. Der bereinigte Gewinn bei Ford ging im zweiten Quartal von 72 Cent auf 47 Cent pro Aktie zurück. Analysten hatten im Schnitt mit 68 Cent gerechnet.
Zudem soll das Werk in Kanada, das für den Bau der Fahrzeuge vorgesehen war, für größere, benzinbetriebene Versionen seiner Pickups der F-Serie genutzt werden. Ford-Manager hatten erklärt, die nächste Generation an E-Autos solle erst dann auf den Markt kommen, wenn damit Geld zu verdienen sei.