Ich muss heute ein Geständnis machen, zum 75er. Es geht um den legendäre Porsche 356/001, das Erstlingswerk von Ferry Porsche, Urmeter eines Mythos, vor 75 Jahren. Dieses Auto wird heute gehütet wie ein Schatz. Ein Millionenwert, bis auf die Familie und Auserwählte im Konzern darf keiner hinters Lenkrad. Der erste 356er steht unter Naturschutz. Mit dem Auto begann ja alles.
Der Schauspieler Klaus Wildbolz und ich als sein Beifahrer wären jedoch fast sein Ende gewesen. Man schrieb 1999, ich war ein bissl jünger, aber respektlos wie heute. Kaum zu glauben, dass daraus ein Mythos werden konnte, dachte ich mir damals beim ersten Anblick. Karosserie aus Aluminium, Achsen vom VW Käfer, der zuerst 35 PS starke VW-Motor (wurde aufgepäppelt) war vor der Hinterachse angeordnet. Der Klang, naja, eher vom Käfer.
Der schiefe Turm und der erste Porsche
Klaus und ich traten bei der Planai-Milleniums-Classic an. Walzer-Drifts zum Jahrhundertwechsel auf Schnee und Eis, saukalt war es. Als Beifahrer musst du den Fahrer nicht nur navigieren, sondern auch auf Hundertstelsekunden bei den Gleichmäßigkeitsprüfungen achten und mitstoppen.
Plötzlich stockte Klaus, das Gasseil war gerissen. Er überlegte, setzte sich dann auf die Kante seines Fahrersitzes. Mit dem linken Fuß konnte er kuppeln, während er mit einer Hand in Richtung Motor hinter sich griff und dort das Gasseil direkt zog. „Du lenkst und schaltest“, sagte Klaus. Er ragte dabei wie der schiefe Turm von Pisa aus dem Auto, während ich versuchte mich mit seinen Gasstößen beim Lenken und Schalten zu synchronisieren. Heute würde uns Porsche für diese Rutschpartie verklagen. Aber wir brachten das Auto nicht nur heil ins Ziel, wir fuhren sogar aufs Stockerl.
Die Fotos davon finden sich bei mir zu Hause, den 356er 001 begegne ich heute voller Ehrfurcht. Viele andere Erinnerungen, die mich der Porsche-Geschichte voll von Bruchstellen und Visionen näher gebracht haben, sind in Gedanken bei mir. Wie die Menschen, die diese Marke leben.
Röhrl-Freundeskreis
Von meinem alten Chef Gerhard Nöhrer wurde ich den Freundeskreis um Porsche-Galionsfigur Walter Röhrl eingeführt. Wenn Walter auf bayrisch raunt „Schnall di an“, weißt du, was es geschlagen hat. Etwa auf einer abgesperrten Strecke auf Schnee und Eis, auf der er ohne zu bremsen fuhr, damit sich beim 996 aus der 911-Reihe das Stabilitätsprogramm nicht einschaltete. Nach so einer Fahrt willst du den Führerschein abgeben. Oder die legendären 911er-Turbo-Präsentationen, bei den Walter Demo-Runden dreht. Eine Kollegin, die mitfahren durfte, ließ ihn wissen: „Thank you, that’s better than Sex.“
Spagat zwischen Vergangenheit und Vision
Oder: Clanchef Wolfgang Porsche und Sohn Ferdinand Porsche gaben uns das erste Interview. Ferdinand belebt den Mythos mit Veranstaltungen wie dem F.A.T Ice Race in Zell und digitalisiert das Lebensgefühl Porsche in sozialen Netzwerken. Gleichzeitig befindet er zum Klima-Diskurs. „Super, dass die Jugend politisiert ist.“ Den Spagat muss Porsche heute leben. Konzernchef Oliver Blume hat den Konzern neu ausgerichtet. Man elektrifiziert, treibt die Produktion klimaneutraler Kraftstoffe voran, mutiert zur High-tech-Schmiede. Trotzdem sagt er: „Wir bauen Sportwagen, keine Schlafwagen.“ Wolfgang Porsche sieht das ähnlich: „Das letzte Auto, das gebaut wird, wird ein Porsche sein“ erklärte er uns. Es wird wohl so sein.