Fast zu schön, um wahr zu sein: Die angezuckerte Trisselwand und der bunte Wald am Altausseer See schöpfen aus der prallen Pracht der Herbstfarben. Das weite Land und seine betörende Schönheit sind eine feste Größe im Theaterstück namens Österreich. Im Land der Berge bot die Natur schon immer die kolossale Kulisse, vor der die größeren und kleineren Dramen der Republik Gestalt annehmen.
Die Kleine Zeitung feiert heute ihren 119. Geburtstag. Die hier vorliegende „Geburtstagsausgabe“ will nicht Bilanz ziehen, sondern sie blickt neugierig nach vorne. Wichtige Fragen sind zu klären, drängende Aufgaben harren unserer Tatkraft. Es gilt, die überwältigende Fülle der natürlichen Lebensgrundlagen zu bewahren. Zugleich sind wir aufgerufen, auch die dynamische Neugier unserer Wissensgesellschaft zuzulassen und zu fördern. Denn unsere besten Köpfe sind der wichtigste Rohstoff, den wir als Basis unseres Wohlstands aufbieten können.
Die Welt spürt hohen Wellengang in unseren Tagen. Schlechte Nachrichten werden allerorten feilgeboten, die guten dagegen wollen mühsam und sorgfältig aus dem dunklen Strom des Zeitgeschehens herausgefiltert werden. Doch schlechte Laune ist kein Rezept und Angst ist bekanntlich kein Ratgeber. Wir brauchen Innovation und Wagnis, Lernbereitschaft und den Mut, das Gewohnte auf den Prüfstand zu stellen.
Zweifellos hat sich die diffuse Ahnung zur Gewissheit verdichtet, dass die manchmal blendende Idylle unseres Landstrichs nicht reicht, um die Zukunft zu sichern. Deshalb präsentieren wir 119 Anregungen und Ideen, mit denen wir nicht nur gut über die Runden kommen, sondern tragende Fundamente für das Gelingen des Gemeinsamen legen. Wir tun dies in Form von Puzzleteilen und Fragmenten. Denn auch wir kennen nicht die eine, endgültige Zauberformel für die Bewahrung des Guten und die Erschaffung des noch Besseren.
Es geht nicht ums leichtfertige Über-Bord-Werfen geliebter Gewohnheiten, sondern um die Offenheit für neue Zusammenhänge und Optionen. Mehr denn je sind Kreativität und Zuversicht die beste Wegzehrung, um auf dem schmalen Grat der Gegenwart im Gleichgewicht zu bleiben. An kniffligen Schlüsselstellen fehlt es nicht. Manchmal sind keine entschlossenen Schritte möglich, sondern eher das zaghafte Vorantasten durch eine Nebelwand. Die Untiefen des Augenblicks entziehen sich bisweilen der Vermessung. Immer aber haben wir die Vision vor Augen, uns den Herausforderungen des Wandels trittfest und schwindelfrei zu stellen. Ernst Sittinger