Der prestigereiche französische Literaturpreis Prix Goncourt geht heuer an den 1971 in der Nähe von Paris geborenen Filmregisseur, Drehbuchautor und Schriftsteller Jean-Baptiste Andrea für seinen Roman „Veiller sur elle“ (dt. Pass auf sie auf), in dem er sich in umgekehrter Reihenfolge dem Lebensweg des Bildhauers Michelangelo Vitaliani vor dem Hintergrund der Weltkriege und des faschistischen Italien widmet.
Die Auszeichnung ist zwar nur mit symbolischen 10 Euro dotiert, kurbelt vor allem aber die Verkaufszahlen an. Sie wird seit 1903 vergeben. Die Akademie, die vergangenes Jahr nach erbitterten Debatten das autobiografische „Vivre vite“ von Brigitte Giraud krönte, entschied sich dieses Mal, den Preis an ein Werk „purer Fantasie und reichlich Romantik“ zu verleihen, wie die AFP berichtet. Außerdem wird mit Iconoclast ein unabhängiger Verlag ausgezeichnet.
Jean-Baptiste Andrea studierte Politik und Wirtschaft und drehte zunächst einige Filme (darunter den Horrorfilm „Dead End“ zusammen mit Fabrice Canepa), bevor er im Jahr 2017 mit seinem ersten Roman „Ma Reine“ in Erscheinung trat. Für ihn erhielt er zahlreiche französische und internationale Auszeichnungen. Das Buch erschien 2019 in der deutschen Übersetzung von Thomas Brovot im Suhrkamp Verlag. Mehrfach prämiert wurde auch sein drittes Buch „Von Teufeln und Heiligen“. „Veiller sur elle“ ist sein vierter Roman. Von Andrea ist auf Deutsch unter anderem „Meine Königin“ erschienen.
Der Prix Renaudot ging an Ann Scott (58) für ihr bei Calmann-Lévy erschienenes Buch „Les Insolents“ (dt. Die Unverschämten), ein Werk über die Einsamkeit, in dem die 45-jährige Filmkomponistin Alex beschließt, Paris zu verlassen und sich an der Atlantikküste niederzulassen. Bei der Jury aus Journalisten und Literaturkritikern setzte sie sich in der Endrunde gegen Sorj Chalando, Lilia Hassaine, Alexis Salatko und Gaspard Koenig durch.
Abgeschlossen wird die französische Literaturpreis-Saison am Donnerstag (9. November) mit dem Prix Médicis.