Dass der 2020 verstorbene Literatur-Doyen und legendäre „manuskripte“-Herausgeber Alfred Kolleritsch einen guten Riecher für Talente hatte, muss nicht eigens betont werden. „Der Setz tritt über alle Ufer“ hat Kolleritsch bereits vor etlichen Jahren gesagt und damit auf die buchstäbliche Grenzen- und Uferlosigkeit von Setz‘ Literatur angespielt. Und Klaus Kastberger, Leiter des Grazer Literaturhauses und Bachmannpreis-Juror, hat im Jahr 2021 anlässlich der Verleihung des renommierten Büchner-Preises an den Grazer Literaten gejubelt: „Das ist sensationell, wohlverdient und würdig! Setz ist so innovativ wie kein anderer Autor. Jedes Buch hat eine andere Form, einen anderen Klang.“
Jetzt gibt es erneut Grund zum Jubeln, denn der Grazer Schriftsteller, der mittlerweile in Wien lebt, wurde am Montag mit dem Österreichischen Buchpreis 2023 ausgezeichnet. Gewürdigt wurde damit sein letzter Roman „Monde vor der Landung“, der im Suhrkamp Verlag erschienen ist. In diesem Werk geht es um den deutschen Astrologen, Schriftsteller und Religionsgründer Peter Bender aus Worms, der in den 1920er-Jahren die sogenannte Hohlwelt-Theorie propagierte. Dieses Hirngespinst besagt, dass sich der gesamte Lebensraum in Wahrheit im Inneren der hohlen Erde befindet. In der Rezension der Kleinen Zeitung zu diesem Roman hieß es Anfang des Jahres: „Ein großes, wichtiges Werk, geprägt durch geniale Erzählkunst und klare Bezüge zur Gegenwart. Sie führen eindringlich vor Augen, wie porös einige Gesellschaftsschichten in Krisenzeiten für alternativen Denk-Kram und ideologisches Geschwafel sein kann.“
Rezension zu „Monde vor der Landung“
Debütiert hat Clemens J. Setz, geboren 1982 in Graz, 2007 mit dem Roman „Söhne und Planeten“, im Jahr nahm er am Ingeborg-Bachmann-Preis teil, wo er mit der Novelle „Die Waage“ von Ernst-Willner-Preis gewann. Wiederum ein Jahr später, 2009, erschien sein zweiter Roman „Die Frequenzen“, der für den Deutschen Buchpreis nominiert war und 2010 mit dem Bremer Literaturpreis ausgezeichnet wurde. Mit dem Preis der Leipziger Buchmesse für „Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes“ ging der Preisregen weiter - der bis heute anhält.
Buchtipp: Clemens J. Setz. Monde vor der Landung. Suhrkamp, 528 Seiten, 27,50 Euro.